4 Vögel in 3 Tagen

… Denn eigentlich habe ich mittlerweile nahezu alles zum Reifenwechsel im Büro deponiert. In einem Rollcontainer befinden sich Reifenheber, Ersatzschläuche, diverse Schrauben- und Imbusschlüssel. Nun habe ich aber vor ein paar Wochen den Ersatzschlauch, den ich für mein 27,5er Haibike hier deponiert hatte, mit nach Hause genommen. Ich hab ja nun ein 29“er und da passen die Schläuche nicht. Dachte ich. Aber dazu später mehr.

Also lieh ich mir von einem Arbeitskollegen das Auto, opferte eine Überstunde, und machte mich auf zum Hannibal Center nach Bochum. Dort ist eine Filiale von Fahrrad XXL. Eigentlich supporte ich ja gerne meinen lokalen Einzelhandel, aber nachdem sich der kleine Fahrradexperte in der Nähe meiner Firma in Wattenscheid eher als eine Enttäuschung herausgestellt hatte, fahre ich (wenn ich auf Nummer sicher gehen will) lieber direkt hier hin. Gesagt, getan. Ich lies mich kurz beraten, und kaufte dann zwei Schläuche, ein Set Reifenheber (den passenderweise hatte sich mein Kollege Alex grade das im Büro deponierte Set geliehen) und eine Luftpumpe. 30€ weg. Wie ich so im Auto sitze, fällt mein Blick auf die Verpackung der Schwalbe Schläuche. SV19… Das kommt mir doch bekannt vor… Richtig! SV19 sind die Schläuche, welche ich schon für das Haibike gebunkert hatte. Ich hätte also alles beim alten lassen können und wäre gut versorgt gewesen. Na ja, jetzt habe ich halt 5 Schläuche und nach dem Wechsel noch 4 auf Reserve. Kann ja nie schaden, aber wieder was gelernt.


Wieder ein paar Mantelheber

Wieder im Büro angekommen, blieb noch genügend Zeit um den Schlauch rasch zu wechseln. Ohne Seifenwasser eher eine mühselige Angelegenheit. Aber es ging. Den alten Schlauch raus, den neuen rein, etwas Luft drauf, Mantel wieder in die Felge und fertig. Denkste. Schon beim aufblasen hörte ich ein leichten Luftzug aus dem Inneren der Felge. Ich Idiot hab den Schlauch bei der Montage beschädigt. Also alles wieder von vorne. Mantel ab, Schlauch raus, neuen Schlauch rein, Mantel drauf fertig. Gut, dass ich zwei Schläuche gekauft hatte.

Der Schlauch hielt dann auch den Rest des Arbeitstages. Zum Feierabend hin, machte ich mich auf den Heimweg. Ca. 4 Kilometer vor dem Ziel verspürte ich ein unruhiges Fahrverhalten auf der Vorderachse. Als ich eine Rechtskurve fahren wollte, rutschte mir sogar das Vorderrad weg. Was ist denn hier los?! Ganz einfach! Ich verlor schon wieder Luft. Gibt’s doch nich, ey! Mir langsamem Tempo meisterte ich den restlichen Heimweg, die getrackte Zeit konnste allerdings inne Tonne kloppen.

Zu Hause wartete ja noch ein Vorrat von Schläuchen auf mich und Routine beim Wechseln hatte ich nun mittlerweile auch. Nach der Demontage des Schlauchs fand ich auch ein Loch. Da schien ich einfach nur Pech gehabt zu haben. Tagsüber zog ein kleines Unwetter auf und wirbelte allerhand Zeug auf den Weg. Möglich, dass ich mir da einen Dorn eingefangen hatte oder so. Na ok. Also wieder wechseln und hoffen, dass nun endlich Ruhe ist.

Mittwoch verlief eigentlich ganz normal. Anreise mit dem Bike zur Arbeit, kein Problem. Der Schlauch hält. Heimreise war dann wieder spannend. Das Wetter war stürmisch und drohte einen richtig nass zu machen. Aber ich hatte Glück, ich bin ziemlich trocken wieder nach Hause gekommen. Außerdem war auch da kein Problem am Vorderrad zusehen. Auf dem Heimweg drückte mich der Wind in meine Fahrtrichtung, laut GPS hatte ich kurzfristig eine Spitzengeschwindigkeit von 54 Km/h auf der Uhr. Hammer. Abends stellte ich das Bike wieder an seinen Platz. 3 Schwalbe Schläuche sollten also reichen.

So taperte ich Donnerstag in der Früh mit guter Laune zu meinem Bike. Als ich die Tür aufschloss viel mein Blick auf das Vorderrad. Es war platt. Nicht schon wieder. Der 4te Vogel in 3 Tagen. Also gut, legen wir einen Ruhetag ein und machen Homeoffice. Ich entschloss mich nun aber, das Laufrad mal von einem Fachmann begutachten zu lassen, denn ich hatte den Mantel bereits am Vortag abgezogen und auf noch so kleine Unebenheiten kontrolliert. Weder am Felgenband, noch am Mantel, noch an der Felge habe ich Auffälligkeiten gefunden. Aber wie gesagt, ich setzte heute alles auf einen Experten. Gleich um die Ecke ist ein Fahrradgeschäft. Das existiert schon seit 1965. Die können also nicht alles falsch gemacht haben. Kurzer Anruf, kurze Beschreibung, 30 Minuten nach 9 stand ich bei denen auf der Matte. Nun wird es suspekt, daher nenne ich auch den Namen des Zweirad Geschäfts nicht.

Der Mitarbeiter schaute sich das Laufrad an und fragte mich dann, ob ich denn nun lieber ein Autoventil haben wolle, anstelle des Französischen Ventils. Ich verneinte, denn das Ventil ist das, was ich seit nunmehr rund 1100 Kilometern fahre und das was in die DTSwiss Felge gehört. Was anderes wird wohl auch nicht passen, vermutete ich. Darauf meinte er, man könne die Öffnung ja aufbohren. Oh, DAS lehnte ich entschieden ab. Er erklärte mir noch, dass ich bisher der einzige sei, der mit diesen Ventilen zufrieden ist und die Felge ja nicht um das Loch gebaut würde. Aber ich blieb dabei, ich wollte das auf keinen Fall. Der Hersteller wird sich schon was dabei gedacht haben und wenn ich auf eine Sache keine Lust mehr hatte: Dann auf gebrochene Rahmen oder andere Komponenten. Bisher bin ich noch gesund damit durchgekommen. Ich muss mein Glück nicht provozieren.

Also gut, für das Wechseln des Schlauchs wollte er inklusive Material 10,50€ haben. Da kannst Du nicht meckern, denn der Schlauch kostet schon 7,50€. Für 3€ kannst Du das eigentlich nicht selber machen. Um 17 Uhr konnte ich das Rad dann wieder in Empfang nehmen. Leider war der Mitarbeiter selber nicht mehr im Haus. Nur noch ein älterer Angestellter, der die Sachen rausgibt.


Was erlauben Autoventil?

Zu meiner Überraschung befand sich nun doch ein Schlauch mit einem Autoventil in der Felge. Als Diagnose nannte er mir: Das Felgenband passte nicht zur Felge und der Schlauch gehört da nicht hinein. Es war der falsche. Ich habe das Rad wohl nicht beim Fachhändler gekauft! Ich war schockiert. Immerhin handelt es sich hier um ein Rotwild Rad und gerade die legen höchsten Wert auf Qualität. Und das meine ich nun weiß Gott nicht überheblich. Aber das so einem Laden so was passieren sollte, halte ich für nahezu unmöglich.

Oder hatte ich vielleicht den Fehler gemacht, als ich den Schlauch zum ersten mal gewechselt habe? Aber ich hatte auch ein SV drin und verbaut habe ich ebenfalls ein SV. Bei Fahrrad XXL haben wir die Werte des Schlauchs verglichen, ich kann mich eigentlich nicht irren. Außerdem ist die Zusammenstellung des Rades ist ja genauso wie auf der Herstellerseite beschrieben. Das würde ja bedeuten, dass alle Rotwild Räder meines Typs mit einer falschen Schlauch-Mantel-Kombi fahren. Da muss ich mal nachfragen. Das vermeintlich falsche Felgenband gab er mir mit dazu. Es ist, meiner Meinung nach, absolut unbeschädigt.

Wieder zu Hause versuchte ich mal alles zusammen zu fassen. Am meisten schockierte mich die Tatsache, dass nun ein AV aus meiner Felge schaute, obwohl ich doch mehrfach und explizite auf ein SV bestanden hatte. Der Verdachte drängte sich unweigerlich auf, dass der gute Mann meine Felge aufgebohrt hatte! Ich schaute sofort in ins Internet, konnte aber keine konkreten Informationen zu meiner Felge finden. Das Handbuch, welches bei der Lieferung dabei war, ist von 2013 und da steht drin, ich solle in jedem Fall ein Ventil mit 6,5 mm Durchmesser verwenden.


Ein Auszug aus der beigelegten Anleitung

Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob dieses Handbuch zu meiner Felge gehörte, denn der Papierkram kam damals mit einem gesonderten Paket und es ist möglich, dass hier etwas vertauscht wurde. Wie schon gesagt, auf der Herstellerseite fand ich keine Details zu meiner Felge und in einem aktuellen Handbuch von DTSwiss seht: „Verwenden Sie ein passendes Ventil!“ Das lässt ja Raum für Spekulationen. Es würde mich nicht stören, wenn ein AV durch das Loch passt und damit alles ok ist. Aber ich würde die Wände hochgehen, wenn man meine Felge mit einem Bohrer behandelt hätte.

Nun warte ich auf Antworten…