Review – B-TWIN Rockrider 520
Wer testet das Rad und wie?
Ein paar Worte zu mir: Ich bin 186 cm groß und bringe derzeit 110 kg Kampfgewicht mit zum Ring. Ich habe das Rad während der Testphase auf meinem täglichen Weg zur Arbeit genutzt. In Zahlen sind das jeden Tag rund 20 km hin und 20 km wieder zurück. Die Streckenverhältnisse sind dabei recht abwechslungsreich. Eine Mischung als Asphalt, losem Untergrund und wurzeligem Waldweg. Je nach Streckenwahl. Während meiner Testphase habe ich, bis zum Tag der Veröffentlichung, 497,3 km (mit Strava getrackt) auf dem Rad zurückgelegt.
Der Rahmen
Bei dem Rahmen handelt es sich um einen Rockrider CGF Evo-Rahmen. Er ist aus 6061 Aluminium gefertigt und verfügt in meinem Fall über eine matte, dunkelblaue Lackierung mit hellen, teils Neonfarbenden-Applikationen. Die Neon-Elemente reflektieren Licht schon bei der geringsten Einstrahlung. Das sorgt für ein zusätzliches Plus an Sicherheit, besonders in der dunklen Jahreszeit. Im Unterrohr des Rahmen befinden sich zwei vorgebohrte Löcher mit Gewinde, für die problemlose Montage eines Trinkflaschenhalters. Die Schweißnähte machen einen guten Gesamteindruck, sowohl am Oberrohr, als auch am Hinterbau.
Der Rahmen verfügt über ein niedriges Tretlager und eine relativ kurze Kettenstrebe. So bekommt das Rockrider 520 einen niedrigeren Schwerpunkt und lässt sich agiler durch enge Kurven navigieren. Geht es mal hoch her, kommt man problemlos aus dem Sattel und hat die Füße schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen. Decathlon gibt an, dass der Rahmen über einen offenen Steuerwinkel von 69,5° verfügt. Das sorgt für ein stabiles Lenkverhalten. Das kann ich so bestätigen. Beeindruckt hat mich, dass es eine lebenslange B-TWIN Garantie auf den Rahmen gibt. Das bietet nicht jeder Hersteller an.
Bremsen
Bei den Bremsen handelt es sich um mechanische Scheibenbremsen von Hayes. Die MX5 Bremsanlage wird per Bowdenzug dosiert und verfügt über 160 mm Bremsscheiben vorne wie hinten. Die Bremse hat ein Gesamtgewicht von 345 g pro Achse. Als Bremshebel kommen zwei Tektro Bremshebel aus Aluminium zum Einsatz.
Eine Scheibenbremse ist immer eine gute Investition. Die sorgt bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen für gleichbleibende Bremsqualität. In meinem Fall war die hintere Bremse etwas schwach eingestellt. Nach mehreren geplanten Vollbremsungen war die Bremswirkung hinten praktisch nicht mehr vorhanden und konnte erst durch manuelles Nacharbeiten meinerseits wiederhergestellt werden.
Vorbau / Lenker / Steuersatz / Griffe
Bei dem Lenker handelt es sich um einen B-TWIN Sport-Oversize-Lenker. Er ist ebenfalls aus Aluminium gefertigt und in zwei verschiedenen Größen erhältlich:
S / M, mit einer Breite von 660 mm.
L / XL, mit einer Breite von 680 mm
Beim Fahren fühlt sich der Lenker sehr angenehm an. Die Steuerung ist präzise und ergänzt sich hervorragend mit dem wendigen Hinterbau. Das liegt vielleicht auch an dem oben angesprochenen Steuerwinkel von 69,5°. Der exklusive B-TWIN Vorbau bietet zudem die Möglichkeit, den Vorbau in der Höhe auf 5 Stufen zu verändern. +0 mm, +7,5 mm, +15 mm, +22,5 mm oder +30 mm. Dadurch wird die Sitzposition deutlich aufrechter und der Fahrkomfort erhöht sich spürbar. Das macht sich besonders auf längeren Strecken bemerkbar, da es den Rücken entlastet.
Im Lieferumfang enthalten ist eine kleine Klingel und die Pedale. Wenn man das MTB straßenverkehrstauglich bekommen möchte, sollte man die passende Beleuchtung besser gleich mitbestellen.
Mit den 120 mm breiten B-TWIN Sport-Lamellengriffen hatte ich so meine Schwierigkeiten. Wie am Ende einer Beziehung möchte ich hier aber sagen: “Es liegt nicht an Dir, es liegt an mir. Lass uns Freunde bleiben.” Zur Erklärung: mit normalen Griffen schlafen mir am Berg schon mal häufiger die Hände ein. So auch bei diesen Griffen. Auf kurzen Strecken ist das kein Problem, aber ab einer Distanz von 15 km fängt es bei mir an. Ergonomische Griffe schaffen da Abhilfe. Nimmt man mein persönliches Schicksal beiseite, hat man hier einen soliden Griff, der macht, was er soll. Grip bieten! Er verrutscht nicht auf dem Lenker und er bietet der Hand genügend Auflagefläche. Auch im nassen Zustand rutscht da nichts.
Antrieb / Schaltung / Pedale
Die Schaltung kommt aus dem Hause SRAM. Das Garantiert Qualität. Auch wenn bei dem Rockrider 520 mit einem S200-Kurbelsatz, einem X3-Schaltwerk, den X4-Schalthebeln und der PG820-Kassette ausschließlich Komponenten aus dem Einsteigersegment verbaut wurden. Klar, irgendwie muss der Preis ja zustande kommen. Die Komponenten sind jedoch von gewohnter SRAM Qualität und versprechen daher langlebigen und wartungsarmen Fahrspaß.
Die Pedale bieten bei Turnschuhen einen sehr guten Grip. Sie sind kugelgelagert und aus Harz. Daher sind sie auch relativ leicht. Die Trittfläche wird von einer scharfe Zackenform umringt, welche sich bei Druck in die Sohle einpresst und den Schuh nicht wieder verrutschen lässt. Etwas schwierig ist es jedoch, die richtige Fußposition zu finden. Immer wenn man den Fuß zur Korrektur wieder vom Pedal hochheben muss, dreht sich das Pedal weg und man muss zunächst das Pedal neu ausrichten und den Fuß neu positionieren.
Unangenehm ist es, wenn man von dem Pedal abrutscht. Die Zacken schmerzen dann doch ganz schön. Aufgrund ihrer Beschaffenheit bleibt es jedoch bei einem Stoßschmerz. Hautverletzungen bleiben aus. Für Dich getestet, kein Spaß! 😉
Die Schaltung fühlt sich gut an. Die geölte Kette schnurrt über die Zahnräder und auch die Übersetzung ist ok. Obwohl das Rockrider 520 lediglich eine 3×8-Gangschaltung hat, scheinen die 24 Gänge ausreichend für den Alltag zu sein. Ordentliche Steigungen meistere ich ebenso souverän, wie auch langgezogene Abfahrten mit entsprechendem Topspeed. Alles kein Problem. Der SRAM S200-Kurbelsatz verfügt über ein Dreifachkettenblatt mit 22/32/42 Zähnen, die PG820-Kassette über 8 Ritzel mit 11 bis 32 Zähnen. Es ist also für alle Situationen etwas dabei.
Die anfängliche Euphorie lässt jedoch etwas nach, nachdem ich die ersten Kilometer abgespult hatte. Ich fand meinen Rhythmus und fing an, eine feinere Abstufung der Gänge zu vermissen. Besonders im Mittelfeld des Gangspektrums hatte ich so meine Probleme. Besonders spürbar wurde das an langgezogenen Steigungen. Für den einen Gang war meine Trittfrequenz zu schnell und ich hüpfte auf dem Sattel umher. Für den nächsten Gang war die Übersetzung dann wieder zu schwer. Ich musste also entweder das Tempo reduzieren oder mit deutlich mehr Kraft in die Pedale treten. Kompromisse machen einen auf Dauer nicht glücklich.
Die Schaltung selber machte jedoch immer einen guten und soliden Eindruck. Nach den ersten 300 Kilometern musste ich den Microshift MS22-Umwerfer etwas nachjustieren, da die Schaltung nicht mehr so sauber lief, wie am Anfang. Auch der X-3 Umwerfer brauchte etwas Aufmerksamkeit und eine kleine Nachjustierung. Besonders beim Wechsel an der Kurbel, vom mittleren auf das große Kettenblatt, ging mit steigender Kilometerzahl immer mehr Zeit ins Land, bis die Kette umsprang. Bis zum Wechsel kratzte die Kette laut an den Zahnrädern. Nicht schön. Aber nach einer kleinen Korrektur an der Einstellschraube war das auch wieder behoben.
Wie schon erwähnt, wird mit den SRAM X4-Schalthebeln geschaltet. Sie verfügen über eine Ganganzeige und haben beim Gangwechsel etwas Spiel, bis das System auf meinen Befehl reagiert. Im Großen und Ganzen funktionieren sie aber absolut tadellos. Geschaltet wird nur mit den Daumen. Andere Trigger verfügen da schon über eine Schaltfunktion in zwei Richtungen. Ist man das gewohnt, greift der Zeigefinger häufig ins Leere.
Vorderradfederung
Die Federgabel erinnerte mich an meine Kindheit. Damals gab es nur Mountainbikes mit Starrer Stahlgabel. Wenn ich sage: „So fühlt sich die U-fit 80 Federgabel auch an“, wäre das vielleicht etwas zu hart formuliert, denn sie federt ja schon etwas mit. Aber man spürt hier halt sehr deutlich, dass der Schlag durch eine Stahlfeder gedämpft wird, welche bei entsprechender Vorspannung recht straff ist. Auf Asphalt und dem losen Schotterweg ist alles ok. Geht es aber über Wurzeln, ist der Spaß nur dann besonders groß, wenn man früher mal gelernt hat, wie man seine Arme als Stoßdämpfer einsetzten muss. Oldschool pur, kann man so sagen. Aber auch das muss kein Nachteil sein.
Positiv erwähnen muss ich, dass die Gabel über ein gewichtsabhängiges Justiersystem verfügt, welches auf Fahrer zwischen 55 und 105 kg eingestellt werden kann. Gedämpft wird jedoch mit einer mechanischen Feder und einem Endanschlag aus Elastomer. Hier bieten Luft gefederte Dämpfer natürlich viel mehr Komfort, aber wir dürfen nach wie vor nicht vergessen, dass wir hier von einem 299 € Mountainbike sprechen.
Reifen
Bei den Reifen handelt es sich um All Terrain Dry-Reifen von B-TWIN. Sie kommen in 27,5 x 2.0. Das Profil vermittelt ein gutes Gefühl von Grip. Getestet habe ich es auf Asphalt, dem sandigen / losen Untergrund der Trassen und auch auf wurzeligen Waldwegen. Die Bedingungen waren dabei unterschiedlich. Mal trocken und manchmal auch nass. Auf den örtlichen Cross-Country Trails bin ich aber bisher nicht gefahren. Zu matschig waren die dortigen Bedingungen. Des Weiteren macht das Profil nicht den Eindruck, als wenn es sich in zentimeterdicken Schlamm graben könnte, um dann noch immer den notwendigen Grip zu liefern. Safety first.
Das Abrollverhalten hat mich jedoch sehr begeistert. Der Reifen läuft ruhig und gleichmäßig. Dank der seitlichen Profilierung bieten die Reifen maximale Haftung in Kurven. In Kombination mit dem ganzen Rahmenkonzept passt das sehr gut zusammen. Bei Regen, wie Sonne. Als kleines Extra ist eine Drucktabelle auf den Mänteln abgedruckt. So lässt sich der optimale Reifendruck, anhand des Körpergewichts des Fahrers, ermitteln.
Laufräder
Die doppelwandigen Aero Trail Evo-Laufräder sind aus Aluminium gefertigt. Mit einem Durchmesser von 27,5 Zoll bieten sie eine hohe Torsionssteifigkeit und sind damit besonders wendige Partner im Gelände. 28 Speichen sollen das Gesamtgewicht optimieren. Wenn ich das richtig ermittelt habe, sind sie nicht tubeless ready. Aber mal ehrlich. Das erwartet doch auch niemand bei dem Preis, oder?
Sattel / Sattelstütze
Der B-TWIN Ergofit EVO Sattel ist bequem, wenn auch vielleicht etwas zu weich. Hier muss man unterscheiden, was mit dem Rad gemacht werden soll. Soll es als Sportgerät angeschafft werden, empfiehlt sich die Umrüstung auf einen härteren Sattel, welcher dem Becken mehr Halt gibt. Ist das Rad ein Gelegenheitsrad, dann ist er absolut ok. Der Sattel ist besonders breit und für maximalen Fahrkomfort ausgelegt. So kann man auch ohne eine gepolsterte Radlerhose gut darauf sitzen und eine Tour fahren.
Die Sattelstütze ist 400 mm lang. Sie bietet flexible Einstellmöglichkeiten. Hier sollte man ruhig etwas Zeit investieren, denn ein passender Sattel entscheidet schnell über Gefallen und Nichtgefallen.
Und wie fährt es sich jetzt?
Fasse ich das Erlebte zusammen, komme ich zu folgendem Schluss: überraschend gut. Das Handeling ist ausgezeichnet, man sitzt bequem und leicht gebeugt. Die Schaltung ist flüssig, der Antrieb in Ordnung, gelegentlich fehlen ein paar Gänge (siehe oben) und die Reifen rollen ausgezeichnet ab. In den Kurven muss man nur wenig vom Gas gehen und der niedrige Schwerpunkt, sowie die schwere Gabel sorgen für ein gutes Kurvenverhalten. Ja richtig, die oben noch verrissene Gabel fügt sich optimal in das Fahrverhalten des Rockrider 520 ein, denn im Zusammenspiel mit dem Lenker gibt das ganze ein ausgewogenes Gesamtbild ab. Im großen Gelände war ich nicht, aber auf dem losen Untergrund liefert das Mountainbike ebenfalls eine gute Performance ab.
Lieferumfang
Im Lieferumfang enthalten waren die Pedale und eine Klingel. Das Rad erfüllt somit nicht die Anforderungen der Straßenverkehrsordnung. Am sinnvollsten ist es, wenn man die passende Beleuchtung gleich mitbestellt. Dann geht der Einsatz im Straßenverkehr durchaus in Ordnung. Oder man besucht eine der zahlreichen Decathlon Filialen, die deutschlandweit zu finden sind und lässt sich beraten. Aber ich schweife ab.
Was bleibt zu sagen
Positiv ist zu erwähnen, dass dieses Rad mit wenigen Handgriffen komplett einsatzbereit ist. Man öffnet den Karton, montiert die Pedale, stellt den Lenker ein und kann sofort starten. Die Kette ist geölt, der Luftdruck in den Reifen passt und wenn der Monteur keinen schlechten Tag hatte, greift auch die Bremse sofort.
Muss man mal ein paar Schrauben nachziehen, findet man die Drehmomentangaben an den wichtigen Teilen direkt auf dem Rockrider 520 aufgedruckt. Positiv zu erwähnen ist natürlich, dass B-TWIN eine Lebenslange Garantie auf Rahmen, Vorbau und Lenker bietet.
Die Technik / Ersatzteilkosten
- B-Twin U-fit 80 Gabel mit 80 mm Federweg
- SRAM S200-Kurbelsatz mit Dreifachkettenblatt, 22/32/42 Zähne
- SRAM X3-Schaltwerk (8-fach)
- Microshift MS22-Umwerfer
- SRAM X4-Schalthebel mit Ganganzeige
- SRAM PG820-Kassette mit 8 Ritzeln und 11 bis 32 Zähnen
- Tektro-Bremshebel
- Hayes MX5-Scheibenbremsen
- TWIN Sport-Oversize-Lenker
- B-TWIN-Vorbau
- B-TWIN Sport-Lamellengriffe
- Aero Trail Evo-Laufräder in 27,5 Zoll
- All Terrain Dry-Reifen von B’TWIN, 27,5″x2.0
- B-TWIN Ergofit Evo Sattel
- B-TWIN Sport Sattelstütze
- MTB-Flachpedale
Ersatzteile
Bremsbeläge für Hayes MX5 Scheibenbremse: 14,90 €
160 mm Bremsscheibe für Hayes MX 5 Bremse: 18,90 €
PG820-Kassette: 15,99 €
(Preise aus verschiedenen Online-Shops)
Gewicht
14,35 kg in Größe S (ohne Pedale)
14,45 kg in Größe M (ohne Pedale)
14,55 kg in Größe L (ohne Pedale)
14,70 kg in Größe XL (ohne Pedale)
Fazit
Trotz seines niedrigen Preises bietet Decathlon hier ein wirklich durchdachtes und ausgewogenes Einsteiger-Mountainbike an. In dieser Preisklasse überzeugen mich die Komponenten und das Fahrverhalten ist absolut zufriedenstellend. Hochwertigere Räder bieten deutlich mehr Komfort und Haltbarkeit, da bin ich mir sicher, aber wenn Du ein Rad im Keller haben möchtest, weil Du gelegentlich kurze bis mittlere Strecken fahren willst, ist das Rockrider 520 eine gute Wahl. Auch auf lange Sicht gesehen, ist das Rad eine gute Investition. Die Garantie ist lebenslang, die Ersatzteile sind preiswert.
Skeptisch bin ich, was die Geländegängigkeit angeht. Dafür ist das Rad meiner Meinung nach nicht ausreichend ausgerüstet. Aber für den Waldweg, oder die kleine Radtour durch die Natur, ist das Rad absolut ausreichend.