Verletzungsbedingte Auszeit

Nach der Landung griff ich sofort in die Bremse um möglichst schnell wieder zum Stehen zu kommen. Alles kontrolliert, aber ich wollte möglichst schnell zum stehen kommen. Ich wollte schnell das Equipment zusammenpacken und keine Zeit verlieren, ich wollte kurze Zeit später schon zu Hause sein. Vielleicht war ich an dieser Stelle etwas zu euphorisch, denn ich übersah die feine Moosschicht auf den Steinen. Ich zog also an beiden Bremsen in der Hoffnung, dass mein Rad wie gewohnt zum Stehen kommt. Leider rutschte mir das Vorderrad weg und ich drohte zu stürzen. Geistesgegenwärtig stellte ich das linke Bein heraus, um ein Sturz abzufangen. Ich stürzte auch nicht und vielleicht war genau das mein Verhängnis. Denn ich trat an dieser Stelle ziemlich heftig mit dem Fuß auf und verdrehte mir dabei das Knie. Alles passierte in Sekundenbruchteilen, sodass ich mich heute gar nicht mehr richtig daran erinnern kann. Aber so in etwa muss es gewesen sein.

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Anfangs hatte ich noch gut lachen. Tobi haute auch direkt einen Spruch raus, wie immer. Wir lachten gemeinsam über meine Doofheit. Getreu dem Motto: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Aber schon unmittelbar nach dem Crash verspürte ich einen ungewöhnlichen Schmerz in meinem Bein. Ich war mir zunächst sicher, dass ich hier ein zwei Tage mit zu tun hätte und dann sei es wieder vorbei. In der Vergangenheit ist so etwas häufiger mal vorgekommen und war dann immer relativ schnell wieder weg. Also schenkte ich dem Schmerz keine große Aufmerksamkeit, packte das Equipment zusammen und machte mich auf den Heimweg.

Nachmittags hatten wir dann noch eine Einladung zu einem Geburtstag. Wir fuhren ganz normal dorthin und ich merkte im Laufe des Abends schon, dass mein Knie wohl wirklich Probleme hatte. Ich sollte am nächsten Tag vielleicht doch besser meinen Hausarzt aufsuchen. Abends genehmigte ich mir noch eine dicke Ladung Sportsalbe.

Am nächsten Morgen stellte ich fest, dass mein Knie nun deutlich angeschwollen war. Bewegung war kaum möglich, geschweige denn laufen. Herzlichen Glückwunsch! Ich informierte meinen Arbeitgeber und machte mich dann auf den Weg zum Arzt. Bei meiner Schwiegermutter lieh ich mir vorab noch ein paar Gehhilfen aus, um meinen Bewegungsradius etwas zu verbessern. Mein Hausarzt hielt mir zunächst eine Standpauke, warum ich denn nicht schon am Vortag zum Krankenhaus gefahren sei. Wo er wohl recht hat, hat er natürlich recht. Er führte eine Voruntersuchung durch, wobei er die Funktionen des Knies überprüfte und per Ultraschall eine erste Diagnose wagte. Gebrochen schien nichts zu sein, aber ich hatte natürlich Flüssigkeit im Knie. Zur weiteren Untersuchung schrieb er mir eine Überweisung für das Krankenhaus. Wenige Minuten später sammelte mich ein Taxi vor der Tür ein und brachte mich ins Elisabeth Krankenhaus nach Recklinghausen.

Dort begab ich mich dann in die Obhut von Doktor Stein-Perschke. Auch er machte mir zunächst einmal klar, dass ich vielleicht am Vortag schon hätte vorbeischauen sollen. Dann untersuchte auch er mein Knie und schickte mich dann zum Röntgen. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen, ebenso wie meine Bewegungsfreiheit.

Nachdem ich vom Röntgen zurück war, analysierte er mein Röntgenbild. Ich schien Glück im Unglück gehabt zu haben, denn auf den Röntgenbildern war auch kein Bruch zu erkennen. Flüssigkeit ja, Bruch Nein. Das ist gut! Er entschied sich dafür, mein Knie zu punktieren. So sollte die Flüssigkeit aus dem Knie geholt werden und der Druck würde gesenkt. Ehe ich mich versah, befand ich mich im OP, wurde in Desinfektionsmittel gebadet und schon ging die Reise los. Das Punktieren an sich ist eigentlich gar nicht so unangenehm, es fühlt sich in etwa so an, wie Blut abnehmen. Was nur richtig unangenehm war, ich musste mein Bein gerademachen. Das war dann doch sehr ekelhaft und schmerzhaft. Aber schon nach wenigen Minuten war auch das überstanden und in der Spritze waren 85ml Blut. Der Doktor bat mich, einen Termin für eine MRT-Untersuchung zu machen.

Ein Termin im MRT zu bekommen ist für Kassenpatienten eigentlich immer sehr schwierig, habe ich gehört. Wir reden hier von Wartezeiten um die vier Wochen. Ich hatte jedoch Glück, denn mein Termin sollte schon am Mittwoch um 9 Uhr sein. Bis dahin sollte ich mein Bein ruhig halten und die Gehhilfen in Anspruch nehmen. Ich bekam noch Schmerzmittel aufgeschrieben und der Krankenhausbesuch war damit beendet.

Mittwoch, 07.02.2018.

Am Mittwoch nahm sich meine Frau frei, damit sie mich ins Krankenhaus begleiten konnte. Ich war eigentlich ganz entspannt, denn das MRT kannte ich bisher nur aus Filmen oder Erzählungen. Aber selber lag ich, Gott sei Dank, noch nie drin. Ich war so lange entspannt, bis man mir den Aufklärungsbogen in die Hand drückte und mich bat, ihn durchzulesen und zu unterschreiben. Darin enthalten waren Informationen über mögliche Verbrennungen, Beruhigungsmittel gegen Platzangst, Behandlungszeiten zwischen 20 und 40 Minuten und noch viele weitere beunruhigende Details. Na ja, jetzt hatte ich Schiss. Meine größte Sorge, 40 Minuten mit dem Kopf in dieser engen Röhre liegen zu müssen, ohne Einfluss auf die Geschehnisse zu haben. Abhängig von Anderen sein, die Kontrolle abgeben müssen. Oh mein Gott!

Aber auch hier hatte ich Glück, denn meine Beine wurden zuerst in den MRT hineingefahren und mein Kopf musste nicht mit in die Röhre hinein. Lediglich das durchgedrückte Bein war am Ende wieder sehr unangenehm. Ich bekam ein Kopfhörer auf die Ohren, da das MRT sehr laut sein soll. Welche Musik denn hier laufe, fragte ich. „Wenn sie Technofan sind, können sich was ausdenken!“ erhielt ich als Antwort. Es ging los. 30 Minuten dauerte die Untersuchung, bei der das MRT knallende und surrende Laute von sich gab. Beat drunter, fertig. Ich versuchte mir schöne Gedanken zu machen. In Gedanken war ich wieder auf der Halde, flog in den Urlaub oder befand mich tatsächlich auf einem Konzert. Ich konnte mich recht gut entspannen und so war die Behandlung keine große Tortur für mich.

Nach der Untersuchung holte uns ein Radiologe zu sich. Er besprach die Bilder mit uns und schickte uns hinterher wieder zurück zu Dr. Stein-Perschke.

Das Resultat: Eine Mischung aus: „Puh, Glück gehabt!“ und „Tjoa, da werden sie wohl noch ne Weile Spaß mit haben!“. Alle Bänder sind fest, dass es die gute Nachricht. Der Knochen hat aber auch was abbekommen, kein Bruch, aber eine Fraktur. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist der Knochen nun „instabil“ und könnte bei einer zu hohen Belastung brechen. Jedenfalls ist es mir aktuell nicht erlaubt, irgendeine Form von Springsport zu machen. Laufen darf ich nur mit Gehhilfen, wenn ich das Bein wieder knicken kann, darf ich auch wieder auf einem Ergometer Radfahren und ich soll mal schwimmen, damit der Muskel nicht vergisst, was er eigentlich zu tun hat.

Sonntag, 11.02.2018.

Heute, also genau eine Woche nach meinem Crash, sieht es wie folgt aus: Ich kann wieder gerade auf dem Stuhl sitzen und das Knie in einem 90° Winkel anwinkeln. Etwas mehr als 90° geht auch schon, ist aber noch unangenehm. Das Knie ist nach wie vor etwas dick, wird aber von Tag zu Tag wieder besser. Meinen nächsten Arzttermin habe ich am Freitag. Ich bin gespannt wie es danach weitergeht.

Nervlich bin ich ziemlich angefressen, denn auch wenn es verlockend klingen mag, den ganzen Tag zu Hause zu sitzen, ich kann ja nix machen! Auf der Couch liegen, ist irgendwann a) langweilig und tut b) irgendwann auch weh. Lange am Schreibtisch sitzen ist auch unangenehm, weil sich das Bein von Zeit zu Zeit meldet. Irgendwelche Sachen im Haushalt machen geht auch nur schwer, aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreizeit.

Es bleibt spannend.

Freitag, 16.02.2018.

Heute stand wieder ein Kontrolltermin auf dem Plan. Weitere fünf Tage sind vergangen und ich habe mich strikt an die Vorgaben des Arztes gehalten. Ich habe das Knie sehr geschont, gelegentlich etwas belastet und nichts gemacht, was ich nicht verantworten könnte. Vor dem Kontrolltermin war ich voller Hoffnung, denn mir geht diese eingeschränkte Beweglichkeit ziemlich auf die Nerven. Ich kann das Bein mittlerweile wieder vollständig knicken und fast schon wieder gerade strecken. Letzteres macht mir aber noch Probleme. Ich hatte daher gehofft, jetzt wenigstens auf die Gehhilfen verzichten zu können. Meine Erwartungen wurden enttäuscht. Mein Krankenschein wurde um weitere 14 Tage verlängert, wenngleich der Doktor mit meinen Fortschritten sehr zufrieden ist. Meine Ausfallzeit erweitert sich somit nun auf 4 Wochen. Aber es gibt auch gute Nachrichten. Ich darf mein Knie nun mit 50 % meines Körpergewichts belasten. Ein Anfang.

Nächste Woche Freitag sehen wir uns dann wieder und entscheiden, wie es nun weitergehen soll. Ich hoffe ja, dass ich in der darauffolgenden Woche endlich wieder auf das Fahrrad darf. Wenn auch vielleicht nur für ein paar Kilometer und ohne nennenswerte Belastung. Drückt mir die Daumen und schaut auch das nächste Mal wieder rein, wenn es ein neues Update gibt.