Gewissensfrage zum Trailscouting – Update 08.03.2020
Dieses Internet-Ding ist eigentlich eine total tolle Sache. Schnelle Kommunikation auf Twitter und Facebook, schöne Fotos auf Instagram und Informationen in Wort und Bild auf Blog und YouTube. Mit diesem Gedanken habe ich vor einigen Jahren den Blog gestartet. Alles geht, nix muss. Aber im Moment habe ich einen Gewissenskonflikt. Was darf ich zeigen, was besser nicht und wie mache ich weiter?
Mein Problem
Im Moment geht viel meiner Freizeit für ein neues Projekt drauf. BikeparkRuhrpott bindet aktuell eine ganze Menge Ressourcen und wecke in mir eine nicht unwichtige Frage. Was darf ich eigentlich hier zeigen und was besser nicht? Logo, Zeug, welches ich mir kaufe, darf ich vorstellen. Stellt mir einer mal was zur Verfügung, muss ich es als Werbung kennzeichnen. Alles kein Problem. Aber wie sieht das Ganze mit Trails aus? Als ich mit dem Biken begonnen habe, hatte ich häufig das Problem nicht zu wissen, wo es sich zu fahren lohnt.
Und wenn Deine Zeit begrenzt ist, willst Du auch keine Minute im Sattel an schwache Trails verschwenden. Also hatte ich mal eine Idee, für uns alle Trailscouting zu betreiben. Die Halden dieser Region wollte ich erkunden, um sie schön zu kartografiert, bei YouTube und im Blog vorzustellen und die dortigen Trails zu bewerten.
Aber wir alle wissen ja, dass die meisten Trails der Region nicht wirklich legal sind. Oft sind die geduldet, mehr aber auch nicht. Und das Letzte, was ich möchte, ist das “Lebenswerk” der Locals zu zerstören, indem ich ihre Trails im Detail beschreibe, vorstelle und unter Umständen “verrate”. Eigentlich möchte ich mit meinem Content eben diesen Bauwerken und Locals ein Denkmal setzten und andere inspirieren, es ihnen gleichzutun.
Ich bin anfangs eher naiv an die Sache herangegangen. “Es ist ein Hobby, was soll schon daran falsch sein es mit anderen zu teilen?” Und dann haben sie die Halde Rheinelbe rasiert. Halde Rheinelbe, wo mein erstes Trailscouting Video entstanden ist. Dort wurden Trails und Bauten entfernt, die ich kurz vorher auf YouTube vorgestellt habe. Ich habe damals Kontakt mit RVR aufgenommen und konnte so erfahren, dass diese Aktion nichts mit mir zu tun hatte, sondern die Konsequenz einer länger schwelenden Problematik war. Das beruhigte mich, machte mich aber auch nachdenklich.
Mich treibt seither die Frage um, wie ich damit umgehen soll. Ich möchte Euch diesen Content liefern, denn unsere Region ist ein Paradies im Dornröschenschlaf. Unsere Region hat Potenzial, daran glaube ich. Daher engagiere ich mich auch bei BikeparkRuhrpott.de. Und hey, wer mit offenen Augen durch die Region fährt, findet Unmengen von spannenden Trails. Aber wie soll ich das für meinen Blog aufbereiten.
Ich habe abschließend noch keine Antwort auf diese Frage gefunden. Ich habe nur Ideen.

1) Ich könnte Trails vorstellen, ohne Region und Standort zu nennen.
Der Vorteil: Ich kann weite den Content produzieren, den ich für diesen Blog haben will. Ich kann Euch die Schönheit der Region zeigen und den Zuschauer dabei im Ungewissen lassen, ob die Trails nun legal sind oder nicht.
Der Nachteil: Andererseits schränkt mich das auch wieder in der Art ein, wie ich (z.B.) ein Video machen kann. Ist es eine Halde, kann ich schlecht das vielleicht markanteste Highlight der Halde zeigen, seine Landmarke. Weil so ja sofort klar ist, wo ich mich befinde. Und wenn dann jemand auf Bauten aufmerksam wird, könnte er danach suchen lassen und sie zerstören.
Sich nur auf legalen Trails zu bewegen, ist auch nicht die Lösung. Dazu gibt es in der Region einfach zu wenige davon. Daher ja das oben genannte Projekt. 😉
2.) Ich produziere den Content nicht.
Dann warte ich darauf, dass es jemand anderes macht. Den können wir dann alle hassen und ich war es nicht. Aber das kann ja auch keine Lösung sein. Die Mischung könnte es machen, aber wie soll die aussehen?
Vielleicht ist weniger mehr. Weniger Details, dafür ein paar schöne Fahraufnahmen, welche auch legal entstanden sein könnten.
Ist das die Lösung? Ich weiß es nicht. Hast Du eine Idee? Lass uns darüber diskutieren!
Das meint Ihr
Über Instagram habe ich die meisten Antworten auf die Frage, ob man nur legale Trails filmen und veröffentlichen sollte, bekommen und das Ergebnis ist bunt gemischt. Grundsätzlich kann man die Meinungen in 3 Kategorien einteilen. Ja, nein und ja, aber! Viele von Euch sind der Meinung, dass man ausschließlich legale Trails filmen und veröffentlichen sollte. Ich habe Antworten wie: “Der Sport hat es eh schon schwer genug” und “Das gibt am Ende nur Abriss und Ärger” bekommen und kann diese Haltung durchaus nachvollziehen. Als Blogger habe ich eine gewisse Verantwortung und Vorbildfunktion, war auch dabei. Ja, als Vater von 2 Kindern ist mir das Thema Vorbildfunktion sehr wichtig.
Dann gibt es die Meinungen, denen das egal ist. “Auch Rookies brauchen Orientierung und wollen wissen, wo gebiked werden kann”, “Hau raus was Du findest” oder “illegal gleich scheißegal, wird ja eh darauf gefahren” waren die Kommentare. Auch das kann ich nachvollziehen, ganz so sehe ich meine Rolle aber nicht.
Die dritte Gruppe sagt, “ja, aber” und meint damit, dass man sich grundsätzlich vernünftig und naturbewusst bewegen soll. Dann könne man auch Trails filmen, die nicht offiziell genutzt werden dürften. Auch sollte ich versuchen eine Mischung zu machen, in der illegale Trails nicht sonderlich auffallen und Strecken nicht verlinken oder publizieren. Das finde ich eigentlich auch mit am besten, wenn ich ehrlich bin. Denn der Fokus soll natürlich immer als dem Legalen stehen, weil nur so bekommt der Sport eine breite Akzeptanz.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Kunst wird sein, einen gesunden Weg zu finden, um beide Welten zu verbinden. Diese Region hat einfach so unglaublich viele Möglichkeiten zu bieten und es wäre schade, darüber nicht zu berichten. Aber ich werde darauf achten, dass Geheimnisse gewahrt bleiben und sich niemand auf den Schlips getreten fühlt. Ich bedanke mich bei allen Einsendern und hoffe, Euch auch weiterhin gut unterhalten zu können.
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