Im Sauerland auf Tour – Tag 1
Waldege mit Extras
Auf GPSies.com habe ich mir ein paar Strecken ausgesucht, welche für mich interessant sein könnten. Die eine ist um die 10 km lang, die andere 36 und dann wieder gibt es eine, die mit über 50 km auch recht verlockend klingt. Ich wollte es heute aber erst mal ruhig angehen lassen, da ich ja eigentlich ein (im Vergleich zum Sauerland) Flachlandradler bin und hier ja doch eine Menge Höhenmeter auf mich warten. Ärgerlich ist es dann, wenn Deine Spontanität Deine rationalen Gedanken zum scheigen bringen und Du dich mit dem Gedanken: „Aaaaach, 10 km reichen nicht mal zum anschwitzen!“ für die 36 km Tour entscheidest.
Wie so oft, hatte ich auch hier die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Mein Garmin fragte mich freundlich, ob ich zum Startpunkt der Tour navigiert werden möchte. Klar wollte ich, denn ich fahre die Touren gerne so, wie sie empfohlen werden. Ich hätte aber schon mal genauer schauen können, dann hätte ich mir eine Menge Arbeit erspart. Ich bin nämlich zunächst wieder ins Tal gefahren, um dann die Hälfte der Strecke wieder zurück zu müssen, natürlich bergauf. Meine Kinder würden sagen: „Voll LOL, Fail!“
Bis hier war es aber schon ein schöner Weg. Ich musste sogar einen kleinen Bachlauf passieren, das fühlte sich richtig nach Wildnis an, auch wenn ich kurz darauf wieder an einer normalen Straße war… Egal, Nasse Schuhe und ein Gefühl von Abenteuer im Herzen machen vieles vergessen. Nach kleiner Differenzen zwischen dem Navi und mir (Die Guideless Guys mögen sich das Grinsen bitte verkneifen), hatte ich die Strecke dann aber doch gefunden und machte mich auf, die 36 km zu meistern. Dabei machen die ganzen Waldwege richtig viel Spaß. Kleine Wurzeln, ausgewaschene Wege und natürliche Steinstufen machen schon was her. Dazu diese unglaubliche Ruhe, nur der Wind, ein paar Vögel und Lemmy von Motörhead, der mir seine besten Songs in die Ohren ballert. Aber wenn ich die Kopfhörer mal raus nehme, ist es ruhig.
Bestwiger Panoramaweg
Mein Weg führt mich über den Bestwiger Panoramaweg immer weiter den Berg hinauf. Vorbei an unzählbar vielen Schneisen, die durch den Orkan Kyrill im Jahre 2007 geschlagen wurden. Oft fahre ich an Mannshohen Wurzeln vorbei, welche aus dem Bogen ragen und von der unglaublichen Kraft des Orkans zeugen. Die Bäume wurden damals einfach so umgeworfen. Teilweise rissen die Wurzeln die Wege auseinander oder beschädigten sie deutlich sichtbar, aber genau das prägt diese Wege und Strecken. Es zeigt mir auch wieder auf beeindruckende Weise, dass der Mensch eben doch nicht alles im Griff hat.
Blick auf Andreasberg
Das erste Ziel dieser Tour scheint der Aussichts- und Mobilfunkturm im Fort Fun zu sein. Er wurde 1972 eröffnet und ist auch unter dem Namen Stüppelturm bekannt, da er auf dem Berg Stüppel steht. Der Berg hat 731,5 m ü. NHN. Ich näherte mich aus Richtung Andreasberg und hatte bisher mit den Höhenmetern echt zu kämpfen. Dazu kam noch richtig gutes Wetter und die Sonne, die mir auf die Glatze (den Helm) knallte. Ich blieb aber entspannt bei der Sache und stieg auch mal vom Rad ab, wenn der Pulsschlag die 180ger Grenze passierte. Wir müssen ja nicht übertreiben. Ich möchte nicht sagen, dass ich verkackt hätte, aber ich bin sicher heute wieder meiner persönlichen Grenze ein Stück näher gekommen.
Der Stüppelturm
Mein weg führte mich auch an unseren zukünftigen Weihnachtsbäumen vorbei, die hier zu Hauf gezogen werden. Leider sind die Bäume eingezäunt und so wurde mir der eigentlich geplante Weg versperrt. Ich fuhr also ein Stück weiter um zu sehen, ob eine Abzweigung auftauchen würde, die mich wieder hinauf führte. Aber stattdessen ging die Strecke eine ganze Weile bergab. Schön zu fahren und nach den Strapazen des Aufstiegs eine gern genommene Abwechslung, aber mit jedem Meter downhill hatte ich diese quengelnde Stimme im Kopf die da heult und sagt: „NICHT WEITER RUNTER, DASS MÜSSEN WIR ALLES WIEDER HOCH!“
Der Ruhri ist beeindruckt
Eins muss ich ja der Gegend lassen. Je höher man kommt, umso überwältigter ist man von der Aussicht. Ich habe mein Ziel heute leider nicht erreicht, denn als ich an die nächste Abzweigung gekommen bin, musste ich mich entscheid. 19 Uhr. Heimfahrt und die Chance auf warmes essen? Oder ziehen wir die Tour jetzt durch und komme ich wohlmöglich im Dunkeln zurück ins Hotel. Das wollte ich nicht riskieren und so bat ich mein Garmin mir eine Route zurück ins Hotel zu berechnen und folgt ihr dann auch.
Wege die nur der Garmin kennt
Und plötzlich machte es klick und ich verstand meinen Garmin und seine Anweisungen. Er ist zwar recht hart und kompromisslos bei seiner Streckenauswahl, aber er meint das durchaus ernst, dass man auch mal links abbiegen soll, wo Du ohne Hinweis im Leben keinen Weg vermutet hättest. Auch das diese Wege vielleicht schon seit Jahren niemand mehr benutzt hat, ist ihm egal. Aber ganz ehrlich? Das hat richtig viel Spaß gemacht! Ich fuhr durch hohe Gräser, Laubhaufen aus dem letzten Herbst, ich fuhr steile Berge hinunter über Stock und Stein und kam tatsächlich sicher an mein Ziel. Faszinierend.
Da schwitzt der dicke Mann.
Fazit Tag 1:
Das Sauerland macht richtig viel Spaß. Ich bin sicher, wenn man hier einen Guide hat der sich auskennt, kann man hier tollte Touren fahren. Man darf sich nur nicht selber überschätzen. Lieber klein anfangen und stark nachlegen. Mein Umweg hat mich sicher gut 5 km gekostet, die Energie davon hätte ich gerne auf dem Weg zum Stüppelturm noch gehabt. Wenn es das Wetter zulässt, fahre ich morgen eine bessere Strecke. Strava hat hier wohl noch nie jemand benutzt. Ich habe keine Pokale für meine Tour bekommen. Macht aber nix. Ich fahre ja nicht für Strava.
Hier meine Tour bei Strava.