Morgenstund mit Matsch im Mund – #Bike2Work im Winter
In einem Satz zusammengefasst, beschreibt man die Winterdepression wie folgt: „Winterdepression gehört zu den saisonal auftretenden Störungen des Gefühlslebens.“ Im englischen kürzt man das als SAD ab. SAD steht dabei für „seasonal affective disorder“. Welch Ironie. Ich würde meine Erlebnisse jedoch nicht zu 100% mit in die Kategorie Winterdepression schieben wollen, denn eigentlich bin ich a) ein fröhlicher Mensch und b) abseits des Bikes auch immer gut drauf.
Aber was war passiert? Im vergangenen Jahr habe ich mich zum ersten Mal getraut, den Winter über mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Dabei ist mir aufgefallen, dass je kürzer die Tage wurden, desto deprimierender waren meine Fahrten. Der geneigte Leser kennt meine tägliche Strecke sicherlich, für die anderen sei es kurz umrissen.
Ich starte an einer Straße, 100m weiter fahre ich in einen Park. Später geht es kurz wieder über eine Straße und danach fast nur noch am Kanal entlang, bis in Gelsenkirchen die Erzbahntrasse kommt. Die kann ich bis zur Halde Rheinelbe durchfahren und schon bin ich da. 21 km. Rund 1 Stunde Fahrzeit, pro Tour. Eine tolle Strecke.
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Aber im Winter ist das etwas anders. Die gesamte Strecke ist nicht beleuchtet, nur die kleinen Passagen an den Straßen. Ich fahre also die ganze Zeit in der Dunkelheit. Der Weg wird zwar hin und wieder auch durch den Mond erhellt, oder es dringt Scheinwerferlicht von angrenzenden Straßen herüber, aber im Grunde ist es immer nur der Lichtkegel und der Weg. Und das zieht runter.
Wenn ich um 7 Uhr starte, ist es dunkel. Mache ich um 17 Uhr Feierabend, ist es dunkel. Dazu muss man sich noch gut einpacken, den trotz mangelndem Schnees, ist es meist dennoch kalt und nass. Und all die tollen Sachen, die einem beim Radfahren normalerweise Spaß machen, sind einfach nicht da. Keine Natur, keine kleinen Wunder am Streckenrand, keine Highlights. Einfach nur dunkel, nass und kalt.
Wie sich das bemerkbar gemacht hat? Ich hatte Unlust. Aber nicht diese Art von Unlust wo man weiß, es geht ja bald wieder weiter. Ich hatte ehrlich keine Lust mehr. Habe alles hinterfragt, das Biken, den Blog, das Konzept, alles. Wenn Du den Kopf nicht durch äußere Einflüsse ablenken kannst, hat er viel Zeit zum denken. Im Sommer kreisen meine Gedanken meist um Touren, Teile und Familie. Aber im Winter. Da hinterfragst du alles. Also ich zu mindestens.
Tipp 1 – Verändere Deine tägliche Strecke gelegentlich.
In meinem Fall habe ich das so gemacht. Dass ich nun gelegentlich die Halde Hoheward mit in meinen täglichen Anfahrtsweg integriert habe. Hier kommen dann nämlich gleich mehrere Veränderungsfaktoren hinzu.
A) ich fahre die Halde nicht mit dem Rotwild, ich nehme meinen Kanadier.
B) Neben einer anderen Strecke, bietet die Halde auch sportlich eine Herausforderung, da sie rund 100 HM extra zu bieten hat.
C) Die Halde wieder runter, komme ich über den XC-Downhill Trail. Man startet also rasant in den Tag und für Abwechslung ist gesorgt.
Tipp 2 – Nimm Dir was zum Spielen mit.
In meinem Fall kann das meine GoPro oder die Spiegelreflex-Kamera sein. Auch in der Dunkelheit kann man gelegentlich schöne Momente einfangen. Man muss natürlich nur die Zeit mit einberechnen, damit es mit dem Arbeitgeber kein Stress gibt.
Mir der GoPro sind auch die hier verlinkten Videos entstanden. Sie stammen jedoch noch aus der Zeit vor der Zeitumstellung. Ich werte diese Zeit immer als Generalprobe. Was die GoPro angeht, mit der kann man auch nette Night-Rides filmen, wenn die Lampe hell genug ist.
Tipp 3 – Lenk Dich ab
Helm, Sturmhaube, Brille, alles guter Schutz vor der Witterung. Doch unter meiner Sturmhabe trage ich noch meine Kopfhörer. Darüber höre ich gerne Musik. Wenn ich mich etwas ablenken möchte, will ich es mal mit Hörbüchern oder einem neuen Album meiner Lieblingsband versuchen. Halt alles, was man nicht schon 1000x gehört hat. Es kann auch interessant sein, den iPod mal über alle vorhandenen Titel shufflen zu lassen. Da habe ich schon so manche Überraschung erlebt.
Ein guter Podcast kann auch für Ablenkung sorgen. Halt irgendwas, damit Dein Kopf sich nicht langweilt. Natürlich ist diese Variante nicht jedem zu empfehlen. Auf der Straße würde ich mir keine Kopfhörer in die Ohren Stecken, aber bei mir „im Gebüsch“ gibt es nix zu hören.
Tipp 4 – Bilde eine Fahrgemeinschaft
Geteiltes Leid ist halbes Leid. Oft sind wir #bike2worker ja eine einsame Sorte Mensch, aber vielleicht findet sich der ein oder andere Kollege, der auch seinen inneren Schweinehund überwunden hat und mit dem Rad kommen will. Dann liegt es doch auf der Hand zu schauen, wo man sich treffen kann.
Gemeinsam radelt es sich leichter und man kann dann ja gemeinsam „spielen“.
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Tipp 5 – Mach mal eine Challenge
Du kennst Deine tägliche Strecke auswendig und kannst sie auch mit verschlossenen Augen fahren? Dann schau doch mal nach links und rechts. Vielleicht findest Du ja etwas für eine kleine Challenge. Versuch mal eine Borsteinkante entlang zu balancieren. Fahrt mal ein paar Treppen hoch oder runter, bieg vielleicht mal irgendwo ab, wo eine kleine Offroad-Phase auf Dich wartet oder versuch mal ein paar Meter auf dem Hinterrad zu fahren. Diese kleinen Abwechslungen helfen Dir die Fahrt interessanter zu machen. Du hast dann ein kleines Highlight, auf das Du dich freuen kann und du trainierst zudem noch Deine Fahrtechnik-Skills.
Tipp 6 – Fahrt auch mal im hellen mit dem Rad
Als letzten Tipp möchte ich Dir noch ein echtes Wundermittel auf den Weg geben. Fahr auch mal wieder im hellen Rad. Klingt einfach, ist es auch. Von Zeit zu Zeit einfach mal wieder das Bike zum Spaß benutzen und das im hellen. Damit du dich auch wieder daran erinnerst, dass Radfahren nicht immer zwangsläufig mit Arbeit verbunden ist. Davon erhoffe ich mir am meisten Erfolg. Es ist dabei egal, ob man mal eher Feierabend macht, die Gleitzeit nutzt oder am Wochenende aufs Rad steigt. Sonnenlicht, auch wenn es Wolkenverhangen ist, ist Sonnenlicht und macht glücklicher.
Fazit
Biken im Winter ist eigentlich nicht unmöglich. Hier in NRW haben wir leider keine idyllischen Winter wie z.B. die Kollegen in Bayern. Wunderschöne Schneelandschaften bleiben leider aus und so müssen wir halt mit dem leben, was wir haben. Aber mit der richtigen Kleidung und der richtigen Beschäftigung für den Kopf, kann man gut auf dem Bike überwintern. Ich bin gespannt.
Wenn Du auch ein paar Tipps hast, lass es mich wissen. Nutz die Kommentarfunktion oder schreib mich über die Social-Medial Kanäle an. Ich bin auf Deine Meinung gespannt.