Königsrunde zur Halde Ewald

Während sich Prinz Charles in der Westminster Abbey zu King Charles transformierte, nutzte ich die Gelegenheit, um ein paar Kilometer auf dem Gravelbike zu absolvieren. Wohin ich fahren würde, war mir anfangs nicht ganz klar, aber schnell entschied ich mich für die Halde Ewald Fortsetzung in Oer-Erkenschwick.

Die Tour bei Komoot

Um nachvollziehen zu können, wo ich genau entlanggekommen bin und die Tour einmal selber zu erleben, habe ich sie Dir bei Komoot veröffentlicht und in diesem Blog eingebunden. Wenn wir die Tour mal gemeinsam fahren sollen, findest Du am Ende des Beitrags eine Kontaktmöglichkeit.

Wetter und Stimmung

Frühling liegt in der Luft. Endlich kommen sie wieder, die Tage mit Sonne und Wärme! Damit kommt natürlich auch die Zeit der Gräser und Pollen, was Allergiker wie mich natürlich eher weniger freut. Sonst vergesse ich ja gerne mal Cetirizin oder das Sprach für die Lunge, heute bin ich gut vorbereitet.

Zudem ist heute die erste Tour, wo ich mich mit kurz / kurz vor die Tür traue. Ich sollte nicht enttäuscht werden.

Endlich Sonnenschein, Zeit für kurz/kurz
Endlich Sonnenschein, Zeit für kurz/kurz

Erste Etappe – König-Ludwig-Trasse bis Alt-Oer

Start meiner heutigen Tour ist die König-Ludwig-Trasse. Ich steige auf Höhe der Ortlohstraße ein und fahre dann hoch in Richtung Norden. Wenn die KLT wieder auf die Ortlohstraße trifft, bremst uns derzeit eine Baustelle aus. Mitte Mai soll sie aber wieder voll befahrbar sein.

Ich starte gerne über die Trassen, denn man kommt schnell von A nach B und das ohne nervigen Autoverkehr. Um die nächste Etappe meiner Tour zu erreichen, brauche ich rund 7,4 Kilometer, ich lasse es ruhig angehen, denn ich weiß noch nicht genau, wie sich das mit der Luft und den Pollen heute so verhält.

Außerdem will ich einfach nur ein paar Kilometer machen, das gute Wetter genießen und die Grundkondition erhalten.

Zweite Etappe – Alte Zechenbahn

In Alt-Oer angekommen, geht es als Nächstes rauf, auf die alte Zechenbahn. Euch dürfte diese Auffahrt bekannt sein, denn ich komme häufiger her, wenn es in Richtung Naturschutzgebiet “Die Burg” geht. Aber heute fahre ich in die andere Richtung und nach nur 2 Kilometern stehe ich vor der Halde Ewald.

Die Halde Ewald Fortsetzung

Der Zugang zur Halde ist auf zweierlei Wege möglich. Von der Seite, von der ich gekommen bin, geht ein kleiner, steiler Pfad die Halde hinauf. Ich nenne das mal Zubringer, denn er bringt Dich direkt zum knackigen Uphill, bis nach ganz oben.

Die etwas entspanntere Möglichkeit habe ich heute kennengelernt. Dabei führt Dich der Weg erstmal zu 3/4 um die Halde herum, bevor Du am Ende oben auf der Halde stehst. Die Steigung wird nie mehr als 4 % betragen und man macht ca. 30 Höhenmeter.

Die Halde

Ein paar Informationen zur Halde Ewald-Fortsetzung: Die Halde wurde früher als Bergehalde für den Bergbau genutzt und heute zu einem Naherholungsgebiet umgewandelt. Die Halde wurde 2007 vom Regionalverband Ruhr übernommen und zu einem 47 Hektar großen Naherholungsgebiet ausgebaut. Es wurden Wanderwege angelegt und Sitzbänke aufgestellt, um Ausblicke auf die Halde zu ermöglichen.

Es gibt auch Plätze zum Feiern oder als “Klassenzimmer”. Die Halde wurde mit 1.600 Gehölzen und Rosenarten bepflanzt. Die Investitionskosten von 150.000 Euro wurden vollständig vom RVR getragen. Der weitere Ausbau wird durch eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem RVR, der Stadt Oer-Erkenschwick und den örtlichen Kirchengemeinden geregelt.

Halde Ewald Fortsetzung
Halde Ewald Fortsetzung

Die Zeche zur Halde

Ab 1911 wurde auf der Schachtanlage 1/2 eine Kokerei betrieben. 1930 kam hier noch ein neues Stickstoffwerk dazu. Die Weltwirtschaftskrise führte jedoch 1931 zur Stilllegung von Ewald Fortsetzung, bevor die Förderung 1938 wieder aufgenommen wurde.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Fördermenge auf das bis dahin höchste Jahresergebnis gesteigert. Nach dem Krieg stieg die Förderung von Steinkohle und erreichte 1974 mit knapp 1,47 Millionen Tonnen ihren Höhepunkt. 1984 wurde die Kokerei stillgelegt, und 1992 wurde Ewald Fortsetzung mit General Blumenthal zum Bergwerk Blumenthal/Haard zusammengelegt.

Die Schächte 1/2/3 sowie 4/5 wurden als Bergwerk Haard weitergeführt, bis Schacht 2 1997 und die Schächte 1, 3, 4 und 5 1999 verfüllt wurden. Die Verwaltungsgebäude und einige andere Gebäude sind noch erhalten, aber von den Übertageanlagen ist auf der Schachtanlage 4/5 nichts mehr zu finden.

Eindrücke und Lage

Der alte Förderturm ist gut von der Halde aus zu erkennen. Die Halde ist allerdings so verwachsen, dass es nur ein gutes Fenster gibt, von dem man aus in die Ferne schauen kann. Auf der Halde ist auch ein Freilichtklassenzimmer gewesen. Ein kleiner, okkult anmutender Steinkreis, erinnert daran. Mir scheint aber, als werden hier mehr Partys als Lehrstunden abgehalten, denn der Treffpunkt wirkt mitgenommen.

Zeche Ewald Fortsetzung

Dritte Etappe – Bauernschaft Rapen und Hagem

Nach der Zeche und der Halde geht es für mich weiter in Richtung Bauernschaft Rapen. Wenn man mit dem Mountainbike unterwegs ist, kann man nach der Halde auf die alte Gleisanlage der König-Ludwig-Trasse fahren und sich ordentlich durchrütteln lassen. Die Trasse endet dann mit einer kurzen, steilen Abfahrt in ein kleines Waldstückchen. Mit dem Gravel ist das aber nicht machbar.

Sollte die KLT eines Tages bis hier erweitert werden, wäre das ein absoluter Zugewinn für die Region, denn auch die nun kommende Bauernschaft Rapen hat durchaus seine Reize. Wenn man die Tour geschickt wählt, kann man größtenteils über Wege durch die Felder fahren und hat somit eine schöne Mischung aus Natur, Aussicht und Ruhrpottromantik.

Omnipräsent ist das Kraftwerk Datteln 4, was besonders im Winter oder generell bei Dunkelheit eine bedrohlich-mystische Anziehungskraft ausstrahlt. Bekannt wurde das Kraftwerk in erster Linie durch seinen fragwürdigen Bau und die Inbetriebnahme, trotzt beschlossenem Kohleausstieg.

Vierte Etappe – Datteln Beckum und Becklem

Als ich die Bauernschaften verlasse, komme ich zur Dortmunder Straße. Die Straße ist mir und Euch sicher gut bekannt, denn wenn ich die KLT durchfahre, um zum Schiffshebewerk zu fahren, komme ich hier auch gerne mal vorbei.

Ich überquere die Straße und befinde mich wieder zwischen Feldern und Höfen. Viele Höfe, möchte ich sagen und ich hinterfrage mich, ob es klug ist, mit einer Pferdeallergie durch eine Region zu radeln, die von Pferden geprägt ist.

An jeder Ecke steht eines dieser anmutigen Tiere und ja, manchmal stehen auch kleine Ponys auf der Weide. Ich spüre, die mein Körper mit den Pferdehaaren zu kämpfen hat, vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein.

Und dann kommt da dieser Bahnübergang daher. Mit geschlossenen Schranken. Bisher waren sie immer offen, wenn ich hier entlang gekommen bin, aber heute sind sie zu. Ich entdeckte eine gelbe Rufsäule, lese, betätige den Schalter und warte.

Es ist eine Anlage der Bahn, ich rechne damit, wieder zurückfahren zu müssen, als sich plötzlich die Schranken öffnen. Irritiert schleife ich mein Rad über die Gleise, die GoPro schwenkend, um diesen Moment zu erfassen. Auch auf der anderen Seite steht so eine Säule. Plötzlich quäkt eine Stimme aus dem Lautsprecher: “ACHTUNG, die Schranken schließen wieder!” Irritiert antworte ich mit “Ja, danke!” und schon ist der Rückweg wieder versperrt. Wieder etwas gelernt.

Jetzt ist es nicht mehr so richtig weit, es kommt aber noch ein kleines Waldgebiet, mit ein paar kleinen Trails, hervorragend geeignet für Gravelbike oder Hardtail. Ich kämpfe mich durch und lange unweigerlich am Rhein-Herne-Kanal!

Fünfte Etappe – Emscher und Brandheide

Am Kanal angekommen sind es nur noch knapp 8,6 km bis zum Start unserer Tour. Um das mal etwas einzuordnen, wir befinden uns jetzt auf Höhe von Haus Hölter. Follower meines Instagram-Kanals werden wissen, was gemeint ist.

Um zu meinem nächsten Highlight zu kommen, geht es zunächst ein paar Kilometer an der Suderwicher Straße entlang. Das ist nicht besonders einladend und man hätte ab Haus Hölter die Möglichkeit, auch wieder auf die KLT zu fahren, um bis zum Start zurückzukommen.

Aber ich möchte ja noch in die Brandheide. Ein kleines Waldgebiet, ziemlich nah vor meiner Haustür. Hier gibt es keine nennenswerten Höhenmeter, sondern nur noch ein paar kleine, naturbelassene Trails, Brücken im Nirgendwo und Ruhe.

Ich probiere mal ein paar Trails aus, die ich noch nicht erkundet habe und werde enttäuscht. Die Wege führen ins Nichts oder in Bereiche, die dem Wild gehören. Da habe ich nun wirklich nichts verloren, ich drehe um und versperre die vermeintliche Einfahrt mit Totholz, damit es mir keiner nachmacht.

Die Komoot Tour führt Dich natürlich nicht in diese Sackgassen, keine Sorge.

Die Brandheide führt mich am Ende zurück zur Emscher und dem dort befindlichen Emscher-Weg. Auch hier gibt es wieder zwei Möglichkeiten. 1.) Man folgt dem Emscher-Weg bis zur KLT und fährt zurück zum Start, oder 2.) man gönnt sich noch einen wirklich kleinen schnellen Trail. Ich entscheide mich für letzteres und steige durch eine verborgenen kleinen Einstieg direkt ein.

Fassen wir zusammen

Diese kleine, feine 30 km Tour kannst Du bequem mit Deinem Gravelbike oder Hardtail fahren. Die Bodenbeschaffenheiten sind mal asphaltiert, mal von Schlaglöchern zu Gravelpisten verwandelt, mal Waldboden, aber alles in allem sehr angenehm fahrbar.

Die Halde ist nett, ihr Aufstieg ist schnell zu machen, wobei Dir zwei Möglichkeiten bleiben. Knackig oder bequem! Wer hier vorbeikommt, kann die Höhenmeter gerne schnell mal mitnehmen. Wenn das Wetter passt, wird man mit einer schönen Aussicht belohnt.

Am Zechenturm kann man kurz mal einkehren. Hier ist auch eine Burgerbude. Ein Biergarten oder etwas Vergleichbares habe ich heute allerdings nicht gesehen, habe ich aber offen gesagt auch nicht nach gesucht.

Der Rückweg über die Felder macht mir sehr viel Spaß. Kleine Anstiege sorgen für die Konditionserhaltung und wenn man Kondition aufbauen will, kann man Gas geben, ohne jemanden zu gefährden. Leider muss man auf Autos achten, denn ja, hier wohnen auch Menschen.

Der kleine Bahnübergang ist natürlich der Hit. Ich hatte bisher eigentlich immer das Glück, dass sich jemand schon vor mir um die Schranken gekümmert hat. Aber heute musste ich selber klingeln.

Am Rhein-Herne-Kanal kann man in jedem Fall einkehren. Hier kann ich wärmstens die Pizzeria “Enzo” empfehlen oder natürlich das Haus Hölter. Letzteres hat auch einen Biergarten, der ganzjährig geöffnet ist. Die Altbierbowle soll besonders gut sein. Ein Schloss solltest Du dabei haben, denn Dein Rad musst Du vor der Tür anschließen und es dann aus den Augen lassen. Bring auch Verständnis für Autofahrer mit, sie wären oft gerne Radfahrer und parken deshalb die Fahrradständer zu. Nobodys perfect.

Bildergalerie

Hier eine Zusammenstellung von Schnappschüssen, die unterwegs entstanden sind. Einige finden sich auch im Blogpost wieder.

Das Video zur Tour bei YouTube

Die Tour habe ich auch auf YouTube veröffentlicht. Schau Dir das Video gerne mal an und wenn Du Lust hast, fahren wir die Tour auch gerne mal gemeinsam.

Tour gemeinsam fahren

Wenn Du Lust hast, können wir die Tour gerne mal gemeinsam fahren. Schreib mir einfach über das Kontaktformular und wir machen einen Communityride startklar.