Meine kleine Feierabendrunde

Immer wenn es die Zeit erlaubt, setzte ich mich aufs Bike und drehe meine Feierabendrunde. Das Ruhrgebiet bietet überraschend viele Möglichkeiten, schnell in der Natur zu sein und etwas frische Luft zu schnappen. So auch die Strecke, die mich entlang der Emscher und des Rhein-Herne-Kanals zum Schiffshebewerk Henrichenburg führt. Wenn man hin und zurück die gleiche Strecke fährt, sind es gute 20 Kilometer, die man in rund einer Stunde absolvieren kann. Lässt man sich allerdings Zeit, gibt es an der ein oder anderen Stelle echt was zu sehen.

Meine Tour beginnt, wie so oft, mit einem kleinen Abstecher in den Südpark von Recklinghausen. Danach geht es am Schwimmbad vorbei, über etwas Straße, direkt zur Emscher. Nennen wir sie abwertend: Eine renaturierten Köttelbecke. Schwimmen würde ich noch lange nicht in diesem Gewässer, aber daran entlang radeln, geht schon klar. An manchen Tagen hat sie einen üblen Eigengeruch, aber in den meisten Tagen ist alles gut.

Nach ca. 7 Kilometern kommt man an einen kleinen Aussichtspunkt. Dieser Aussichtspunkt ist Teil der Insel-Tour, einer Aktion der MetropoleRuhr aus dem Jahre 2011. Man hat hier eine Reihe von Anlaufmöglichkeiten um das Gebiet zwischen Emscher und Rhein Herne Kanal näher zu erkunden. Eigentlich eher etwas für die familientaugliche Radtour, aber wenn man sich mit der Region beschäftigt, sicher etwas interessantes. Dieser Aussichtspunkt nennt sich “Walkway and Tower” und stammt von dem japanischen Bildhauer Tadashi Kawamata. Jetzt, wo ich das Thema recherchiere muss ich schon sagen, ich bin ein wenig beeindruckt. Da steht ein richtiges Kunstwerk mitten in der Gegend herum. Bei uns in der Nachbarschaft. Nicht schlecht. Aber ich schweife ab. Für gewöhnlich baller ich hier immer vorbei, aber zum einen mache ich heute mal für diesen Blog eine Ausnahme und halte an, und zum anderen wird meine normale Strecke durch ein Umleitungsschild versperrt.

Von oben hat man eine gute Aussicht. Man sieht schon das Eon Skandalkraftwerk und weiß, es ist nicht mehr sehr weit. Es ist nur noch weit. Nun ja, aber ich bin heute nicht für Sightseeing hier, ich will Kilometer machen und schwitzen. Bei 13 °C, Sonnenschein und einem leichten Lüftchen ist das kein unmögliches Ziel. Die kurze Hose war gut gewählt, alles andere wäre zu viel, denke ich. Egal, runter von dem Ding, denn das Bike ist unten nicht abgeschlossen und weiter, weiter, weiter…

Die alte Schleuse Henrichenburg

Die Umleitung ist unattraktiv und führt mich vorbei an frisch abgeholzten Bäumen. Hier wird noch immer aufgeräumt, alles noch Nachwehen des Sturms Ela aus dem Juni 2014. Ich muss auch an der Hauptstraße entlang, da die Umleitung praktisch nicht weiter beschildert ist. Aber alles halb so wild, denn ich finde schon bald die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal, welche auch gleich das Topspeed Stück der Strecke einläutet. Rund 3 km ohne nennenswerte Hindernisse, da kann man mal in die Pedale treten, bevor das erste Etappenziel erreicht ist. Das Schiffshebewerk.

Das Etappenziel: Das Schiffshebewerk Henrichenburg

Für gewöhnlich fahre ich durch die alte Schleuse hoch und dann am Hebewerk wieder zurück. Aber heute wollte ich mal schauen, was hinter der nächsten Kurve versteckt ist. War aber nicht so spannend, es ist das neue Schiffshebewerk. Schade! Zu allem Überfluss musste ich sogar ein paar Treppen hinauf laufen. Wie erniedrigend. 🙂

Ruhrpottromantik am Rhein-Herne-Kanal

Ich drehte meine kleine Runde und machte mich dann wieder auf den Weg zurück. Wenn man wieder zum Kanal hinunter fährt entscheidet sich immer, ob die Heimfahrt lustig oder doof wird. Denn meist erkennt man hier erst, ob man hin Rückenwind hatte. So auch heute. Ein leichter Gegenwind drückte mir ins Gesicht. Ach wie doof. Aber alles halb so wild, da habe ich schon schlimmeres erfahren.

Noch im letzten Jahr, gab es eine Baustelle an der Emscher, die es einem unmöglich machte, die Strecke nun am Kanal entlangzufahren. Man war gezwungen, den Emscher Weg zu nehmen. Jetzt ist sie weg und man kann frei am Kanal entlang fahren. Herrlich, denn hin und wieder sieht man Ruderer oder kleinere Bote auf dem Kanal. Gerne auch mal ein Lastschiff, wie oben auf dem Bild. Die Idylle des kleinen Ruhries.