Persönlicher Jahresrekord mit Hindernissen
Eigentlich war immer alles so wie jeden Tag. Es war dunkel, nass, kalt und irgendwie nicht schön. Aber was willst du machen? Ich schaltete meine Lampe ein, setz mich auf mein Rad und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Die täglichen 20 Kilometer lagen vor mir. Der Unterschied zu sonst? Es ist noch dunkel. Es ist schon etwas gruselig, wenn man so ganz im dunklen durch die unbeleuchteten Parks und Wälder fährt. Gerade jetzt, wo irgendwelche Horrorclowns die Schlagzeilen diktieren. Aber so einer soll mal kommen. Da hat er bei mir genau den richtigen erwischt.
Als ich ungefähr auf der Höhe der Halde Hoheward war, merkte ich ein schwammiges Gefühl am Hinterreifen. Ich vermutete zunächst, dass es sich um eine Eigenschaft des Gehwegs handelt. Das kann hier schon mal vorkommen. Aber leider wurde meine Hoffnung enttäuscht. An der Halde Hoppenbruch angekommen, genau vor der blauen Brücke, bemerkte ich, dass ich tatsächlich einen Platten habe. So etwas ärgerliches.
Das ist mir schon ewig nicht mehr passiert. Wenn ich auf langen Touren unterwegs bin, habe ich immer einen Wechselschlauch dabei. Auf dem Weg zur Arbeit jedoch nicht. Es ist für mich eine fifty-fifty Chance. Entweder bin ich noch vor 10 km, dann laufe ich wieder zurück. Oder ich habe die 10 km bereits überschritten und ziehe den Weg dann bis zur Arbeit durch. Wenn es sein muss, auch zu Fuß. Dort habe ich ebenfalls Werkzeug und einen Ersatzschlauch liegen.
Ein Platten und das heute. Läuft! Ich überlegte zunächst, was ich tun sollte. Auf dem Tacho standen gerade mal 8 km. Also greift eigentlich die Regel, wonach ich wieder nach Hause laufen sollte. Ich schickte meinem Chef eine Kurznachricht um ihn zu informieren, dass ich heute von zu Hause arbeiten würde. Danach verstaute ich den Helm auf mein Rucksack. Ich rief dann meine Frau an, um ihr zu sagen, dass ich heute zu Hause arbeiten würde, weil ich einen Platten im Reifen habe. Es klingelte 1x und sie ging mit den Worten ans Telefon: „Wo stehst du!?“ Das ist gut, ein Fortschritt, denn sonst fragst sie immer: „Ist der Rahmen gebrochen?“ Ich entgegnete: „Es ist alles in Ordnung, ist nichts passiert.“
Nachdem ich erklärt hatte was los war, erklärte sie sich kurzfristig bereit, mich einzusammeln. Sie hatte noch etwas Zeit und war ebenfalls eben erst auf den Weg zur Arbeit gestartet. Ein Glück. Ich stellte mich also auf Höhe der kleinen, blauen Brücke hin und fing schon an, mein Rad zu zerlegen. Anders passt es leider nichts ins Auto. Nach wenigen Minuten traf sie ein und wir fuhren nach Hause.
Nachdem ich meine Arbeit im Home Office aufgenommen hatte, kam natürlich der spannende Moment. Ich wollte wissen, wie viele Kilometer es denn gewesen sind und ob es vielleicht gereicht hat, ein Jahresziel zu erreichen. Nachdem die Aktivität synchronisiert war, konnte ich das Ergebnis sehen. Ich musste laut lachen, denn ich hatte mein Jahresziel um genau 1 km überschritten. Das ganze wird auch für andere lustig, wenn man weiß, dass mir im vergangenen Jahr bei dieser Laufleistung der Rahmen gebrochen ist. Ich kann also von Glück sagen, dass es nur der Schlauch war, der hier den Geist aufgegeben hat.
Ich bin sicher, das waren nicht die letzten Kilometer für dieses Jahr. Ich habe mir noch einiges vorgenommen. Aber für diese Woche sollte Schluss sein. Donnerstag verbrachte ich im Home Office und Freitag war eh ein Tag, an dem ich zu Hause arbeiten wollte.
Was war passiert?
Am Samstag untersuchte ich meinen Mantel auf äußere Beschädigungen. Dabei fiel mir ein kleiner grüner Splitter auf, der sich in meinem Mantel und Schlauch befand. Irgendwo musste sich mir also diese Scherbe eingefangen haben, denn auch wenige Zentimeter weiter hinter des Splitters, konnte ich einen kleinen Ritz im Mantel erkennen. Die Beschädigung war nur oberflächlich, von daher ging keine Gefahr von diesem Ritz aus.
Im Schlauch wechseln habe ich ja nun schon Routine. Von daher ging das relativ zügig und ich bin am Montag wieder voll einsatzbereit. In den Kommentaren, welche ich bei Facebook, Twitter und Instagram zu dem geposteten Foto erhielt, machten mir meine Follower immer Vorschläge wie: „Benutzt mal Tubeless-Technik“. Vermutlich haben die Kommentatoren recht, aber irgendwie mag ich diese Technik nicht. Ich bin da eher so oldschool. Loch im Schlauch, Schlauch wechseln, alles wieder gut.
Wenn ich so zurückdenke, habe ich mir bisher relativ wenige Splitter eingefangen. Was ein Glück. Ich klopfe auf Holz. Daher sehe ich für mich eigentlich nicht die Notwendigkeit, auf einen anderen Mantel oder Reifen umzusteigen.