Tour 3 – Die 5 Halden Tour #Hldt16

Die Anmeldezahlen schwankten immer zwischen 7 und 10 Personen. Sagte einer ab, meldete sich noch ein anderer an und so waren wir am Ende 7 tapfere Fahrer, die sich der Herausforderung stellen wollten. Mit dabei, die Radler der ersten Stunde: Micha von BellCreekBiking.de, Thorsten von RuhrMTB.de und Tobi. Neue Gesichter gab es auch: Timo, besser bekannt als der Halbfinne, Daniel aka. GeneralStussner und Christian, auf Twitter zu finden unter @DerBraeske.

Letzterer war so freundlich, die von mir auf GPSies.com geplante Strecke im Vorfeld schon einmal abzufahren und mir wichtige und nützliche Tipps für die Streckenführung zu schicken. So machte er mich auf ein kleines aber feines Detail aufmerksam: Meine Route sollte mitten durch die letzte noch aktive Zeche, am Fuße der Halde Haniel führen und er meinte, dass die Kumpel es überhaupt nicht lustig finden, wenn man da über das Gelände zwischen den Maschinen und LKW umher fährt. Konnte ich nachvollziehen, hab ich eingesehen. Diese uns ein paar andere nützliche Infos baute ich noch rechtzeitig in die Route mit ein. So standen hinterher rund 77 km auf der To-do Liste.

Der Spaß konnte starten. Samstag, kurz nach 10, Stadthafen Recklinghausen. Alle waren vollzählig angetreten, keiner hat in letzter Minute gekniffen. Alle machten sich etwas Sorgen wegen der Distanz aber wir machen das hier (offiziell) ja nur zum Spaß, es wird also gut gehen und überhaupt: alles wird gut. Offe gesagt, hatte ich auch so meine Bedenken, denn ich war die Strecke am Donnerstag schon einmal abgefahren und hatte nur den Freitag zur Regeneration. Nach der ersten Tour war ich ziemlich fertig mit der Welt und verbrachte am Ziel ein paar Minuten sitzend vor dem Gartenzaun, bevor ich mein Zeug wegräumen konnte. Aber bekniffen wird nicht. Christian wollten wir erst auf unserem ersten Etappenziel treffen, der Schurenbachhalde in Essen.

Ca. 10 nach 10 machten wir uns also auf den Weg, immer am Rhein-Herne-Kanal entlang in Richtung Essen. Ca 17 km sollten es sein, bis wir oben auf der kleinsten Halde unserer Tour ankommen würden. Die Fahrt lief auch recht angenehm. Keine störenden Hindernisse auf der Strecke, ein leichter Gegenwind, angenehme Temperaturen und gute Laune. Was willst Du mehr? Die Gruppe hatte Spaß, die neuen Gesichter wurden neugierig ausgefragt und fügten sich gut in die Gruppe ein. Die sehen wir wieder! Ganz bestimmt.

Nach ca. 45 Minuten erreichten wir die erste Halde. Voller Euphorie schossen die Jungs den Berg hinauf. Die Teilnehmer aus den hügeligeren Regionen des Reviers mussten bei der Steigung wohl eher schmunzeln, ich ließ es mal ne Nummer ruhiger angehen. Oben angekommen fanden wir auch sofort Christian. Wir machten eine kleine Pause und bestaunten die Umgebung. Das Wetter erlaubte wieder eine ausgezeichnete Aussicht!

Oben auf er Halde befindet sich eine so genannte Bramme. Eine Bramme ist ein am Stück gegossenes Stück Stahl, welches danach in die weitere Verarbeitung geht und von denen hier im Revier sicherlich Millionen vom Band gelaufen sind. Eben eine solche Bramme ist auf dem Gipfel der Halde in den Boden getrieben worden. Man spricht hier von der Bramme für das Ruhrgebiet.

Um die Halde zu verlassen, fuhren wir erst ein paar Treppen hinunter. Tobi liebt Treppen, wie das Krümelmonster Kekse! Aber ohne Manny machen ihm die Treppen nur halb so viel Spaß. Bei den Treppen hielt ich mich zurück, mein Rahmen… Ihr wisst schon… Nach den Treppen ging es die Wege hinab, teils rasant, teils technisch. Danach waren wieder Radwege angesagt.

Bei der Navigation wählte Christian kaum Straßen. Viele Wege führten durch Wäldchen und Parkanlagen. Sieht man sich die gefahrene Strecke im Nachhinein auf Strava an, hat er uns geschickt durch einen filigranen kleinen grünen Gürtel, mitten in der Stadt geführt. Mir kam es die ganze Zeit so vor, als würde ich mindestens in einem Stadtpark oder sogar einem kleinen Wäldchen fahren. Beeindruckend wenn man weiß, dass hinter jedem Baum eine Straße versteckt war.

Auf dem Weg zum Tetraeder streiften wir die Halden 19 und 21. Hier ging es dann auch mal ein wenig ins Gelände, alles nichts dramatisches, alles super zu fahren und abwechslungsreich. Ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich sage: Perfekte Mischung!

Als wir dann aus dem Karnaper Wäldchen kamen, standen wir mitten an der B224 bei dem Möbelhaus Ostermann. Von dort ging es dann, wie immer möglichst grün, von südlicher Seite und im Schatten des Alpincenter Bottrop, an die Halde Beckstraße heran.

Hier wartete nun der zweitstärkte Anstieg auf uns. Selbigen meisterten wir auch dieses mal wieder ohne Ausfälle. Zwar zog sich das Feld etwas auseinander, aber das liegt klar an den konditionellen Verhältnissen der einzelnen Teilnehmer. Ich beneide Micha und Thorsten ja immer um ihre täglich gefahrenen Höhenmeter… Aber ist das ist ein anderer Beitrag.

Oben angekommen machten wir eine längere, „kurze“ Pause. Thorsten und Micha trauten sich auf das Tetraeder hinauf, während Christian, Timo und Daniel fachsimpelten. Ich bestaunte mit Tobi die Umgebung und wir versuchten uns zu orientieren. Von hier oben war wieder das Steag Kraftwerk zu sehen, an welchem ich täglich vorbei muss. Uns graute bei dem Gedanken, dass wir heute noch zu diesem kleinen, winzigen Schornstein dort am Horizont zurück müssen. 

Aber es half ja alles nix. Ist ja auch schön hier. In Bottrop. Möchte man nicht für möglich halten, denn wenn man Witze über das Ruhrgebiet hört, spielen sie entweder in Gelsenkirchen oder in Bottrop. Aber das Ruhrgebiet ist wirklich schön grün. Klar, alle paar Meter ragt ein Schornstein oder ein Förderturm aus den Bäumen, aber genau das ist die Mischung, die ich hier so liebe.

Nachdem sich alle gestärkt und satt gesehen hatten, machten wir uns auf zu unserem dritten Etappenziel. Der Halde Haniel. Uns trennten ca. 8 km, also nix wie los. Die Halde verließen wir relativ unspektakulär über die offiziellen Wege. Wenn man sich mal umgesehen hat, hat man viele Trails gesehen, wie versperrt oder so entschärft wurden, dass dort niemand mehr fahren konnte. Daher die normale Abfahrt. Solche Maßnahmen erinnern mich immer wieder daran, dass nicht alles gut ist, in unserer schönen Mountainbiker Welt. Wilde Trails, Naturschutzgebiete, rücksichtslose Biker ohne Klingel und Benehmen, all diese Dinge sind noch diskussionswürdig. Aber gut, darum soll es hier jetzt nicht gehen. Wir fuhren weiter.

Christian navigierte uns auch hier wieder durch viele grüne Gürtel in Bottrop und am Ende landeten wir im Naturschutzgebiet Köllnischer Wald. Ein herrliches Stück zu fahren, nur Bäume, befestigte Feldwege und unheimlich viel kleine verschlungene Singletrails die zu Abstechern einluden. Wir blieben jedoch auf den vorgeschriebenen Wegen und näherten uns unserem letzten Ziel. Der Waldweg hat etwas Trügerisches. Er geht teilweise schleichend bergauf, aber so, dass man es nicht direkt merkt. Man ist also gewillt, hier mächtig in die Pedale zu treten, weil die Stecke so schön gerade ist. Wenn man aber dem Drang nachgibt, ist der Akku nach der Hälfte der Strecke schon leer.

Am Ende des Waldwegs ist dann eine Halde zu erkennen. Nicht sehr hoch und man fällt unweigerlich dem Trugschluss zu Opfer, dass es sich dabei um die Halde Haniel handelt. Schade, denn der eigentliche Aufstieg kommt erst noch. Er sollte der höchste unserer heutigen Tour sein.

Also wir uns grade an den Höhenmetern abrackerten klingelt eine Fahrradklingel hinter mir. Ich dachte zunächst an einen Scherz meiner Mitfahrer und wollte nicht näher darauf eingehen, als eine junge Damen mit Ihrem Mountainbike an uns vorbei zischt, als würden wir parken! Auch unserer „Bergsteiger“ kommen nicht mit ihrem Tempo mit uns wir schauen wirklich alle ziemlich blöd aus der Wäsche. Wenige Sekunden später passiert uns auch ihr Partner mit einem unerhörten Tempo und deprimiert uns zusätzlich. Nein, sie fuhren keine E-Bikes.

Oben angekommen begannen natürlich die Spekulationen: „Die haben sicher am Fuß der Halde geparkt und waren noch frisch!“ Ich darf an dieser Stelle sagen, dass ich sie beide bei Strava gefunden habe und sie zu diesem Zeitpunkt auch schon 23 km auf der Uhr hatten. Sie machen das auch professioneller als wir, fahren sogar rennen. Daher hält sich unsere Anschlussdepression in Grenzen.

Als wir den Aufstieg zu 3/4 gemeistert hatten, kamen sie uns auch wieder entgegen… Nein wie ätzend… 😀

Aber zurück zu unserer Truppe. Wir erreichten das Ziel und genossen die Aussicht. Wieder war es Zeit für Fotos, Essen und Fachgespräche. Der Blick über das Naturschutzgebiet ist schon beeindruckend. Alles grün, eine riesen Fläche. Schönes Ruhrgebiet, ich will nicht woanders leben.

Wir passierten wieder die A2 (über eine Brücke) und schlugen uns durch einen grünen Gürtel zurück zum Rhein-Herne Kanal. Dabei passierten wir auch einen Golfplatz und sorgten für irritierte Blicke auf beiden Seiten. Nach einer kurzen Pause an einer Tankstelle ging es dann auf die letzte Etappe.

Im Revierpark Vonderort gab es noch ein paar kleine Trails zu fahren, alles sehr idyllisch dank gutem Wetter und viel Natur. Wir passierten ein Holztipi und eine Energiespirale. Mir großen Schritten näherten wir uns dann der Emscher und letztendlich auch dem Rhein-Herne-Kanal. Hier trennten sich dann unsere Wege. Daniel musste in die andere Richtung und stieg hier aus. Christian begleitete uns noch bis zu der Brücke an der Schurenbachhalde, wo unser Abenteuer ja begonnen hatte. Dann trennten sich auch unsere Wege.

Timo, Thorsten, Tobi, Michael und ich machten uns auf den Heimweg am Kanal entlang. Ich übernahm wieder die Führung und brachte meine Schäfchen sicher nach Hause. Alle haben die Strecke gut gemeistert, aber viele Kilometer hätten da jetzt nicht mehr kommen dürfen. Kurz nach 16 Uhr erreichten wir unser Ziel. Die Euphorie war groß und ich glaube, dass alle recht stolz auf das geleistete waren.

Können wir auch, finde ich. Denn knapp 80 km sind nicht wenig auf einem MTB.

Nach einer ordentlichen Verabschiedung gingen alle ihrer Wege. Ich fuhr noch 3 km bis nach Hause und stellte meine Sachen in den Keller. Ein toller Tag. Danke Jungs für diese schöne Tour.

Hier die Tour bei Strava.