Tour 4 – Eine andere Tour #Hldt16

Mit dabei: Haldentour Urgestein Tobi, mein alter Freund Chefchen und ein neues Gesicht, Charlie. Charlie wollte uns direkt an der Halde treffen, da er die weiteste Anreise hatte und mit dem Zug kam. Mit den anderen Jungs habe ich mich vor meiner Haustür getroffen, da am Stadthafen ein Hafenfest war und es wohl ein riesen Hickhack mit den Parkplätze gegeben hätte. Schon vor dem Start wusste Tobi, dass Charlie verschlafen hat und wohl nicht ganz pünktlich an der Halde sein könnte. Aber wir wollten uns dann nochmal besprechen wenn auch wir da sind. Es ging los, auf die ersten 6 km in Richtung Halde.

Die Stimmung ist gut, das Wetter spielt mit und so waren wir guter Dinge. An der Halde angekommen erfuhren wir, dass Charlie noch ne Weile braucht. Wir entschlossen uns also zunächst auf die Halde Hoheward zu fahren und danach den XC Trail zu nehmen, so zum warm werden.

Chefchen war noch nie hier oben und hatte zunächst Respekt vor der Höhe der Halde. Aber eigentlich ist es nicht so hoch, wenn man erstmal oben steht. Auf dem Weg nach oben leisteten wir uns ein kleines Scharmützel mit zwei Damen auf ihren E-Bikes. Am Anfang der Halde überholten wir sie relativ zügig, später fuhren sie wieder an uns vorbei. Als wir oben ankamen, waren sie natürlich schon lange da. Auf mein freundlich ironisches „Ihr schon wieder!“ entgegneten Sie, dass Sie hier oben schon gefrühstückt hätten. Mir entglitt ein leises „…dafür hab ich die schöneren Waden!“

Geschenkt! Chefchen war vom Ausblick begeistert. Und den Respekt vor der Höhe hatte er auch gleich abgelegt. Es ist wirklich nicht so dramatisch, wie man am Anfang vielleicht glauben mag. Durch die ausgebauten Wege kommt man problemlos hoch. Man kann sich zwischen einem direkten Aufstieg und ein paar Umwegen entscheiden. Umwege deshalb, weil man auch auf mehreren Ebenen um die gesamte Halde herum fahren kann, bevor man den nächsten Aufstieg wählt. Also alles halb so wild.

Wir rasteten an der Sonnenuhr und bemerkten, dass es schon an die 30°C hatte. Nach der Rast ging es dann hinüber zum Himmelsobservatorium auf dem anderen Teil der Halde. Hier hieß es nun „umziehen“, was für mich Protektoren und Kamera Gurt anlegen, Sattel runter und Helm umbauen bedeutet. Frisch verkleidet machten wir uns dann auf in Richtung XC-Tail Einstieg und der Spaß konnte starten.

Ohne nennenswerte Vorkommnisse meisterten wir die Abfahrt, ich fuhr diesmal auch endlich die kleinen Kicker, um die ich sonst immer einen Bogen mache. Aber natürlich alles im XC tauglichen Rahmen (ha ha, Wortspiel, Rahmen, got it? – Geschenkt). Tobi vorweg, Chefchen in der Mitte und ich hinterher. Tobi ist ja mittlerweile in einer anderen Liga unterwegs, den kriegste kaum noch ein. Chefchen, stets motiviert und amitioniert, blieb aber hart dran und ich… Na ja, ich war auch dabei. 🙂

Die Mocke flog uns um die Ohren, die Äste peitschten uns vor den Kopf. Das Gequatsche hielt sich in Grenzen und die Abfahrt machte wieder richtig Spaß. Zufriedene Gesichter am Fuße der Halde. Geschafft, alle(s) heile und voll mit Adrenalin! Jetzt rüber zur „Hoppe“.  

Wir rollten an der Zeche Ewald entlang, wo sich über das Wochenende die Freunde von amerikanischen Hot-Rods eingefunden hatten. Hier gab es eine ganze Menge schöner Autos zusehen. Interessierte uns aber nur am Rande, denn wir wollten auf die nächste Halde.

Seit Tobi Mitglied des Freeride Club Herten ist, könnte er die Halde auch als sein zweites Wohnzimmer bezeichnen. Er kennt da mittlerweile eine ganze Menge Wege, von denen ich bisher nichts wusste. Blöd nur, wenn man überrascht ist und ihm nicht folgen kann, weil der Sattel oben ist. Ich werde mir für das Hardtail aber keine variable Sattelstütze kaufen… Aber das nur so am Rande. Na ja, Tobi führte uns jedenfalls schnell und sicher hinauf, direkt zum Hot-Spot der örtlichen Biker-Szene. Nur bisher ohne viele Biker.

Ein paar Leute drehten schon ihre Runden und ich hatte das Gefühl, dass Tobi sie alle kannte. Jeder stellte sich artig vor und man kam sofort ins Gespräch. Kein Neid, keine Arroganz, alles ganz easy und freundlich. Das hatte ich in dieser Form lange nicht erlebt. Tobi fragte noch, ob heute nicht auch Girls-Ride sein sollte. Kurze Zeit später kam Sophie mit Ihren Mädels um die Ecke. Jetzt wurde es immer voller, als ob jemand eine Dose geöffnet hat. Plötzlich fuhren jede Menge Bikerinnen und Biker die Anlieger, Tables, Kicker und vor allem die Hühnerleiter…

Chefchen und Tobi sprangen auch gleich mit ins kalte Wasser und fuhren ein paar Testrunden. Ich blieb sitzen, filmte und quatschte mit den Leuten. Mittlerweile war auch Charlie eingetroffen, ein netter Kerl den wir hier sicher nicht zum letzten mal gesehen haben.

Tobi quatschte mit Marcel über seine Versuche die Hühnerleiter zu springen und das er es bisher nicht geschafft hatte. Marcel bot ihm an, ihn zu ziehen. Das bedeutet, dass Marcel vorweg fährt und Tobi ihm mit etwas Abstand folgt. So braucht er sich keine Gedanken über die Anfahrtsgeschwindigkeit zu machen und kann sich auf seinen Sprung konzentrieren. Tobi zögerte noch, wurde von uns dann aber doch genötigt, jetzt endlich über seinen Schatten zu springen.

Na er brauchte noch etwas Zeit… Er machte sich mit Chefchen erstmal auf, die Freeride Strecke zu fahren. Ich dachte, sie wollten von oben starten und wartete mit der Kamera auf sie… Ich wartete vergebens…

Mit Sophie und ihren Mädels kam auch Oskar. Einer der coolsten Hunde, die ich je kennengelernt habe. Bildschönes Tier, total entspannt und hier offensichtlich auch nicht zum ersten mal. Er legte sich gleich in den Schatten, beobachtet von einer Reihe neidischer Biker, die auch alle gerne aus ihren heißen Klamotten raus wollten… Das Thermometer hatte mittlerweile definitiv um die 30 °C.

Wie viele Leute da waren? Vielleicht so 20 – 30? Richtig was los und eine Stimmung wie auf einem Familienfest. Jeder spricht mit jedem, kein Neid, keine Missgunst, Anfänger bekommen Tipps und Leute die was reißen auch Applaus. Wie unser Tobi, der sich nun auch endlich mit Marcel auf den Weg zur Hühnerleiter macht. Den ersten Sprung durfte ich nicht filmen, der Künstler brauchte Ruhe. Beide fahren an und in dem Moment, als Tobi anfängt zu zweifeln, ruft Marcel von vorne „BLEIB DRAN!“ und Tobi ist total irritiert und fährt einfach hinterher! Er springt… fliegt… und landet wie gewollt! Er schießt den Berg hinunter und sein Helm besteht nur noch aus großen Augen! Gesprungen und geschafft. Applaus brandet auf, alle freuen sich mit ihm!

Tobi ist total euphorisiert und hat die Hühnerleiter bezwungen, das ist sein Tag! Da kann nichts mehr schief gehen.

Den zweiten Sprung habe ich auch auf Video bannen dürfen, einmal gesprungen, ist die Herausforderung nicht mehr so groß, so scheint es. Wie bei Drogensüchtigen, die immer auf der Suche nach dem Erlebten aus dem ersten Rausch sind. Aber die Halde hat ja auch noch die Busch-Gap zu bieten. Die springt er heute aber nicht… Man muss ja noch Ziele haben.

Später will auch ich mal wieder aufs Bike. Wir entscheiden uns für die Freeride Abfahrt und gemeinsam mit Marcel, Charlie, Chefchen und Tobi geht die Reise los. Chefchen ist mittlerweile auch sehr motiviert bei der Sache und bleibt Tobi wieder dich auf den Fersen. Wir halten jedoch immer mal wieder an, so dass ein wenig der Flow kaputt geht. Wenn wir alleine mit Mike unterwegs sind, fahren wir die Strecke meist ganz bis unten durch, aber heute ist halt was los und so bleiben wir relativ häufig kurz mal hängen. Wir wiederholen ein paar Passagen und auch ich nehme ein paar Hindernisse, an denen ich sonst gerne vorbei fahre. Aber alles im Rahmen…

Dann wird es unschön. Ich fahre grade wieder ein Stück der Freeride Strecke, Charlie ist hinter mir. Ich fahre an einem Kicker vorbei und höre kurze Zeit später ein lautes Knacken oder einen Knall. Ich bin zunächst nicht sicher, ob ich was überfahren habe, oder ob sich jemand gelegt hat. Ich beende meine Abfahrt und sehe dann, dass weiter oben jemand liegt. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass es Charlie ist.

Charlie ist den von mir angesprochenen Kicker gesprungen und falsch gelandet. Bei der Landung hat es sein Bike nach rechts gedrückt und er ist mir voll Karacho mit dem Kopf vor einen Baum gefahren. Das Knacken waren die Äste, nicht sein Körper. Sofort waren Helfer zur Stelle, versorgten ihn mit Wasser und checkten, ob er sich was getan hatte. Aber Gott sei Dank war alles ok. Nur sein Helm hat jetzt ne dicke Beule. Glück gehabt. Ein paar Tage vorher hat er sich auch hier auf der Halde gelegt… Haste Kacke am Fuß, haste Kacke am Fuß… Alles Gute Charlie!

Nachdem er wieder klar war, fuhr er aber die Abfahrt noch zu Ende. Aufgeben gilt halt nicht, sagt er. Respekt.

Wir fuhren nochmal hoch zum Treffpunkt, weil wir unsere Sachen dort liegen gelassen hatten. Es ging nun langsam auf 13:30 zu, Zeit sich auf den Heimweg zu machen. Wir wollten noch eine Abfahrt machen und von dort aus dann nach Hause.

Wir sollten aber nicht weit kommen, denn aus bisher unerklärlichen Gründen, machte Chefchen einen Satz über den Lenker und zerstörte sich dabei seine Felge. So etwas hatte ich bisher noch nie gesehen. Gut auch hier, er hat sich nicht ernsthaft verletzt. Nur Materialschwund und etwas Schmerzen in der Schulter. Aber das wird schon wieder.

Er musste das Bike schieben, Tobi und ich machten uns auf den Weg zu mir, wo sein Auto stand. Wir gaben ordentlich Gas, damit unser Freund nicht zu lange auf uns warten musste. Mit seinem Auto sammelten wir ihn dann etwas später an einer Bushaltestelle sitzend ein…

Was eine Tour. Viel Glück gehabt… Das zeigt mir mal wieder, dass dieser Sport auch gefährlich sein kann.

Am Ende des Tages standen rund 28 km auf der Uhr. Aber das interessierte bei dieser Tour nicht. Beim nächsten mal machen wir wieder was für die Kilometeruhr. Aber dieser Tag auf Hoppenbruch hat richtig Spaß gemacht. Die Leute vom FRC Herten sind echt tolle Menschen, ich freue mich schon auf unser nächstes Zusammentreffen.

Ich habe den Tag auch als Video zusammengefasst:

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Unsere Tour bei Strava.

Die geplante Tour bei GPSies.com.

Danke an den http://frc-herten.de/