Zurück im Sattel
Die ganze Nummer begann bereits Mitte September. Wieder riss mir eine Speiche am hinteren Laufrad meines Rotwild R.C1 Hardtail. Mit der Speiche riss mir dann final auch der Geduldsfaden und mir war klar, ich muss hier endlich mal aktiv werden. Für das Protokoll: Die Speichen hatten zu diesem Zeitpunkt eine Laufleistung von rund 18900 km auf der Uhr. Da dürfen sie auch mal brechen, finde ich. Aber in letzter Zeit passierte das immer- und immer wieder.
In einer freien Minute klemmte ich mich ans Telefon und telefonierte Händler in der Nähe ab. Ich wusste, dass mein Haus und Hof Dealer die Werkstatt voll hatte, daher hielt ich mich zunächst an große Filialen und kleine Schrauber aus der näheren Umgebung. Ich erhielt dabei Terminvorschläge, Ende Oktober, Mitte November, dieses Jahr besser gar nicht mehr. Okay. Damit hatte ich so nicht gerechnet. Letztendlich rief ich dann doch meinen Händler des Vertrauens an und um nicht mit Vitamin B behandelt zu werden, meldete ich mich mit meinem Nachnamen. Da wir dort immer schon per Du waren, wurde ich auch nicht erkannt und mir wurde ein Termin noch in der gleichen Woche gegeben. Ich wusste also wieder, warum WatzUp in Oberhausen MEIN Händler des Vertrauens ist. <- #keinebezahlteWerbung
Noch hielt ich mich für einen Fuchs. Denn mein Plan sah vor, dass mein DTSwiss Laufrad jetzt nach Oberhausen geht und ich dann erstmal auf dem Norco zur Arbeit fahre. Ich würde die Zeit gut nutzen, denn ich könnte die letzten guten Sonnentage genießen und auf meinem täglichen Weg zur Arbeit noch die Halde Hoheward mit einbauen. Nix dramatisches, aber immerhin etwas Offroad Spaß. Ich bin das Enduro nach Saalbach ja bisher nicht wieder gefahren. Ich rieb mir die Hände, denn ich freute mich auf die schönen Halden-Tage.
Und so ging die ganze Nummer auch seinen Weg. Meine Frau brachte mein Laufrad nach Oberhausen, wo meine Tarnung dann aufflog. „Kea sach doch, dat dat für Kay von meinMTB is!“ Egal, ich wollte ja eben keine Sonderbehandlung. Und ich machte mich auf den Weg zur Arbeit, aber halt eben auf dem Norco. Schön an der Emscher entlang, bis zur Drachenbrücke, dann rauf auf den ersten Ring und querfeldein rüber zur Halde Hoppenbruch. Dann rüber zum Kanal und den gewohnten Weg zur Arbeit. Herrlich, bis auf das Knacken da. Knacken ist nie besonders gut, aber mir viel das zunächst nicht auf. Ich trage Kopfhörer, wenn ich unterwegs bin. Verurteile mich deswegen bitte nicht.
Ich spürte das Knacken aber irgendwann auch in den Pedalen und wurde misstrauisch. Kopfhörer raus, Knacken gehört. Argh! Dreck im Antrieb? Okay, müssen wir mal reinigen. Ich rechnete nicht mit einem mechanischen Problem, denn der Weg zur Arbeit ist immer eine schmutzige Herausforderung für Mensch und Material. Und wie ich ja bereits erwähnt hatte, bin ich das Enduro nach unserem Saalbach Abenteuer bisher nicht wieder gefahren.
Abends habe ich dem Norco dann etwas Liebe und Öl spendiert. Die obligatorischen Teile halt, die beweglich sind. Auch das Hinterrad habe ich etwas geschmiert. Mal sehen, ob das reicht. Am nächsten Tag stellte ich fest: reichte nicht! Es war weniger, aber es reichte nicht. Fuck. Na ja, muss ich mal richtig Zeit investieren und so laut war das nun auch noch nicht. Blöder Schmutz.
Auf die lange Bank wollte ich es aber dennoch nicht schieben, denn so ein Bike kostet ja auch ein paar Euro. Also zerlegte ich an einem Donnerstagabend den Antrieb und reinigte alles was wichtig war. Kurbel raus, frisch gefettet wieder rein, Kette reinigen, Laufrad raus und dann begann das Malheur. Das Lagerspiel sah verdächtig doof aus. Könnte das der Grund sein? Gut möglich. Ich reinigte das Lager auf der Bremsscheibenseite.
Dann hatte ich eine verhängnisvolle Idee. Ich könnte ja mal die X01 Kassette abschrauben und dort auch mal durchputzen. Schließlich habe ich das nach Saalbach nicht wieder gemacht und wenn ich so darüber nachdenke, habe ich die Kassette bisher noch nie abgeschraubt.
Ich packte also die Kettenpeitsche aus, legte sie auf die Kassette, montierte die passende Abzieher-Nuss auf der Knarre, setzte an und schon setzte selbige sich in Bewegung. Das ging ja einfach. Ich zog die Knarre raus und wunderte mich, warum die Kassette noch immer fest war. Dann viel es mir auf. Ich hatte da etwas kaputt gemacht. DOPPEL-Fuck!
Was war passiert? Kurz gesagt, ich habe ein paar Nachbarn geweckt, als ich meinem Unmut verbal etwas Luft machen musste. Technisch gesehen, hatte es mir den Zahnkranz der SRAM X01 Kassette, beim öffnen zerbröselt. Ach du meine Güte. Das kann ich ja jetzt mal gar nicht gebrauchen! Also mal so ganz und gar nicht. Immerhin kostet die Kassette ja auch ein paar Euro, mal ganz davon abgesehen, dass ich hier an dieser Stelle jetzt nicht mehr weiterkommen würde, was das Knacken angeht. Und fahren? Ich weiß nicht. Ein gebrauchter Abend.
Ich baute wieder alles zusammen und beendete meine Werkstatt-Session. Gefrustet. Wieder in der Wohnung angekommen, klemmte ich mich an den PC und recherchierte das Thema. Ich war wohl nicht der Einzige, dem das passiert ist. Die gute Nachricht, auch gestandenen Schraubern passiert das gelegentlich. Wenn der Abzieher nicht zu 100% in die Zähne greift, oder auch nur 1mm abgenutzt ist, wird die Kraft nicht richtig verteilt und die Zähne zerbröseln. Eine weitere gute Nachricht: SRAM nimmt sich gewöhnlich dem Thema an und tauscht die Kassetten auf Kulanz aus. Ohne Murren und Knurren. Soweit so gut. Die schlechte Nachricht, heute Abend gab es keine Lösung für mich und ich müsste das Ganze über meinen Händler regeln. Nun gut, die haben ja schon ein Laufrad von mir im Laden… Plötzlich wuchs dieser unendliche Wunsch nach einem Dritt-Bike. Verrückt.
Am nächsten Tag sammelte mich mein Arbeitskollege Dirk ein, denn ich war ja jetzt Radlos und er wollte mir den Bus ersparen. An dieser Stelle, danke dafür! Ich telefonierte mit WatzUp und dort versicherte man mir ebenfalls, dass man das Problem kenne und auch schon gehabt habe. Ich sollte das Laufrad reinbringen und dann sehen wir mal.
Samstags war ich dann da, mit dem Laufrad. Aber leider war mein anderes Laufrad noch nicht fertig. Nun ja, das kommt davon, wenn man sagt: „Lasst Euch Zeit, ich fahre gerne mit dem Enduro!“
Laufradlos musste ich ketzt abwarten. Aber ich war in der Zwischenzeit nicht untätig. Der Winter steht vor der Tür und ich musste mein Rotwild warten. Ich bestellte mir also ein paar Verschleißteile, die dringend notwendig wurden. Neue Mäntel, neue Bremsscheiben und Beläge, sowie neues tubeless-Felgenband. Damit ich auch alles auf Lager hatte, wenn mein Laufrad zurückkommen würde. Und dann dauerte die ganze Nummer noch ca. eine Woche, bis ich dann endlich wieder ein frisch eingespeichtes und funktionierendes Laufrad für mein Rotwild in Händen hielt.
Wieder in der heimischen Garage angekommen, montierte ich das neue Felgenband, die neue Bremsscheibe, die neuen Beläge und den neuen Mantel. Alles für hinten. Mittlerweile geht mit der tubeless-Umbau recht zügig von der Hand. Die Schaltung hatte auch eine Generalüberholung bitter nötig, aber ich hatte andere Pläne, von denen ich Dir an anderer Stelle später mehr erzählen werde.
Den Reifen wieder dicht zu bekommen war wieder eine kleine Herausforderung. Die Continental Reifen sind eigentlich tubeless Ready, aber ich brauche immer ein paar Tage, bis da keine Luft mehr austritt. Immerhin bekomme ich das Felgenband mittlerweile so dicht, dass keine Milch mehr durch die Speichennippen austritt. Das war damals ein Problem, bei meinem ersten Umbau. Ein echtes Patentrezept habe ich aber noch immer nicht gefunden. Aber ich muss sagen, dass ich den generellen Umbau bisher nicht bereut habe.
Aber obwohl ich mein Laufrad nun schon in Händen hielt und das Bike wieder zusammengebaut war, absolvierte ich die ersten Kilometer erst wieder am 15. Oktober. Vorher war ich noch auf Dienstreise in Berlin. Außerdem konnte ich mich vorher leider nicht so richtig aufraffen, mich wieder auf das Rad zu setzten. Das bequeme Kollegen-Taxi war dann doch sehr angenehm, muss ich ja zugeben. Aber es bringt ja alles nix. Im Gegenteil, meine Körpergewicht wurde nach und nach immer mehr. Denn der tägliche Sport fehlt halt irgendwo. Und als kleine Quittung, erhielt ich dann die passende Strafe für meine Disziplinlosigkeit.
Aber wir schweifen ab. Was ist aus dem Norco Hinterrad geworden? In der KW 42 erhielt ich einen Anruf, mein Laufrad sei fertig. Halleluja! Welch Freude! Die Lager sind repariert und die Kassette ist neu. Am 20.10. machte ich mich dann mit meiner Frau auf den Weg nach Oberhausen. Das Rotwild wegbringen und das Laufrad abholen.
Moment, das Rotwild wegbringen? Ja genau. Upgrade… Details später, hab ich doch schon geschrieben (oder Du hast es schon bei Insta gesehen). Timo, von WatzUp, erklärte mir zunächst, dass meine SRAM Lager total durch waren. Auf einem war nicht einmal mehr die blaue Schutzfläche drauf. Wenn man mit den Fingern das Lagerspiel prüft, fühl es sich an, als öffne man ein Zahlenschloss. Die Lager sind durch. Das wunderte uns alle, denn das Norco war vor Saalbach noch bei WatzUp zum Check und da wurden die Lager auch schon gewechselt. Seither habe ich keine 500 km auf dem Bike gefahren. Okay, Saalbach war anspruchsvoll, aber das spricht nicht unbedingt für die Qualität der SRAM Lager. Der Austausch ging aber noch auf Garantie, also kein Grund sich zu beschweren. Ich sollte das aber mal im Hinterkopf behalten, spätestens wenn die Garantie ausläuft.
Und die Kassette? Nun da habe ich jetzt eine schöne neue X01 Kassette drauf. Mit Sprengring. Was bedeutet das? Die Kassetten mit Sprengring sind neueren Baujahrs und sollen das Problem mit den zerbröselnden Zähnen nicht mehr haben. Ich bin gespannt und traue mich offen gesagt erstmal ganz sicher nicht, die Kassette in den nächsten Tagen und Wochen zu demontierten. Aber dafür habe ich ja meinen Händler des Vertrauens.
Danke WatzUp. <- #keinebezahlteWerbung