Die ActionCam am Bike

 Die Ausstattung:

Ich habe mich damals gegen eine GoPro entschieden, da das Preis- / Leistungs-Verhältnis meiner Meinung nach einfach nicht ok war. Technisch war die Rollei 5s und die damalige GoPro anähernd gleich nur die Rollei war halt günstiger und das mitgelieferte war umfangreicher. Bereut habe ich meine Entscheidung bis heute noch nicht, aber nachdem mit der aktuellen GoPro auch 4 K Technik möglich ist, steht sie wieder auf meinem Wunschzettel.

 

Was will ich denn überhaupt auf dem Video sehen?

Ich bin ja eher der Tourenfahrer. Gelegentlich verirre ich mich auch mal auf einen Trail, aber das ist eher die Ausnahme. Von meiner Seite ist daher auch kein Youtube Kanal zu erwarten, auf dem ich ausgefallene Fahrmanöver oder derbe Tricks zeige. Und wen interessiert schon eine Feierabendrunde auf Video? Aber ich interessiere mich für Video- Videoschnitt, Fotografie und eigentlich alles mit dem man Bilder machen kann. Daher lasse ich mich mal überraschen, was mir so einfällt.

Als Referenz zu meinen Tests habe ich ein Video genommen, welches ich 2014 gemacht habe. Damals hatte ich meine Kamera am Helm montiert und bin die Halde Hoheward heruntergefahren. Für mich, der live dabei war, in einem atemberaubenden Tempo, aber für die Betrachter des Videos im Schneckentempo. Frustration pur. Hier das Video:

{youtube}pbo9qOdoXRg{/youtube}

In den vergangenen Tagen habe ich also die 5s geschnappt und sie an verschiedenen Punkten meines Rads montiert um mal die einzelnen Perspektiven zu dokumentieren und meinen Eindruck niederzuschreiben. Wichtig sind mir dabei folgende Faktoren:

  • Sieht man was von der Strecke?
  • Sieht man etwas vom Bike?
  • Wie realistisch kommt die gefahrene Geschwindigkeit daher?
  • Besteht Gefahr für die Kamera oder für Leib und Leben?
  • Wie werden Steigungen und Gefälle dargestellt.
  • Wofür eignet sich diese Einstellung?

Brustgurt:

Meine erste Tour habe ich mit einem Brustgurt absolviert. Auf Twitter hatte ich gefragt, ob mir meine Follower eine Position empfehlen könnten und mir wurde geantwortet. Der Brustgurt soll die beste Lösung für das Thema sein. Ich hatte die Kamera zunächst im 90° Winkel zur Befestigung angebracht. Durch die gebückte Haltung auf dem Rad zeigt die Kamera dann in Richtung Oberrohr. Man sieht halt nur den Lenker und die Gabel vorne sowie das Oberrohr. Die Geschwindigkeit sieht realistisch aus. Das liegt aber meiner Meinung nach daran, dass man die Strecke nicht sieht und die Vielzahl der Eindrücke aus hohes Tempo interpretiert. Steigungen und Gefälle kommen nicht zur Geltung. Diese Perspektive eignet sich daher meiner Meinung nach in erster Linie für Zwischenschnitte, wenn man springt oder ein anderes Hindernis artistisch passiert oder man sich über einen engen Trail schlängelt, an dem es rechts und links steil heruntergeht, wie einen Bergpass oder ähnliches.

 

Auf dem Heimweg habe ich die Kamera etwas nach oben verstellt, so dass sie nicht mehr nur den Lenker, sondern nun auch die zu fahrende Strecke filmt. Die gefühlte Geschwindigkeit nimmt sofort wieder ab, dafür kann man die Gegend besser erkennen. Die Einstellung eignet sich meiner Meinung nach daher eher für eine Tour auf der man etwas zeigen möchte und auf der man sehen soll, wann der Fahrer in die Bremse greift oder die Schaltung benutzt. Auch erkennt man Steigungen wieder gut, wenn gleich sie auch hier nicht realistisch zur Geltung kommen.

Vorteil: Man hat die Kamera in greifbarer Reichweite. Man kann also auch mal die Aufnahme stoppen um ein Foto zu machen. Geschwindigkeiten kommen realistischer rüber.

Nachteil: Auf einer Strecke, wie der Erzbahntrasse, sieht man relativ bescheiden aus, wenn man mit einem grünen Blinkelicht auf der Brust durch die Gegend fährt. Aber es geht ja auch nicht um die Optik, woll? Geschwindigkeit sieht gleich wieder deutlich langsamer aus, wenn man die Kamera nach oben ausrichtet.

Kamera am am Hinterbau:

Diese Position eignet sich besonders dann, wenn man zu zweit unterwegs ist. Mit der optischen Geschwindigkeit ist es auch so eine Sache. Ist der Trail breit, wie eine Straße, kommt es einem total langsam vor. Fährt man durch eine enge Passage oder wirbelt vielleicht noch etwas Staub auf, sieht es spektakulär und schnell aus. Das liegt auch daran, weil man die Strecke nicht sieht und daher nicht auf das eingestellt ist, was als nächstes passiert. Steigung und Gefälle kommen nicht recht zur Geltung, da man als einzigen Bezugspunkt nur einen Teil des Hinterrades hat. Außerdem sollte man darauf achten, dass die Kamera in Waage zum Hinterrad steht, sonst wirkt das ganze etwas schief, ok bei dem Fischauge sind eh keine klaren Linien zu erwarten. Wird der Untergrund holperig, wird auch das Bild anstrengender. Gelegentlich wippt auch die Kamera minimal nach, damit kann ich aber leben. Der Ton jedoch ist raw. Der Rahmen gibt sämtliche Schaltvorgänge direkt an die Kamera weiter. Das kann ganz reizvoll sein, denn grade wenn man einen Gang zulegt, klingen die Schaltvorgänge wie bei einem Sportwagen.

Wenn man die Kamera hinter seinem Rücken hat, fährt immer ein wenig die Sorge mir, dass sie nach der nächsten Passage verloren geht. Vertrauen in die Halter und Schrauben ist schon wichtig. In meinem Fall kann ich alle Schrauben zunächst per Hand und dann mit einem Schraubendreher erneut anziehen. So bleibt das Risiko überschaubar. Auch würde ich die Kamera nur in ihrem Unterwassergehäuse fahren, was optimale Anti-Beschlage Pats voraussetzt. Nichts ist ärgerlicher, als eine gute Passage gemeistert zu haben und auf dem Video hinterher London im Nebel vorzufinden.

Vorteil: Man kann einen zweiten Mitfahrer schön in Szene setzten, Geräusche werden raw an die Kamera übertragen, Geschwindigkeit kommt in engen Passagen recht realistisch rüber.

Nachteil: Auf unruhigen Untergrund wippt die Kamera gelegentlich mal nach. Das Bild wird dann auf einem großen Bildschirm anstrengend. Die Sorge, die Kamera aufgrund eines Montagefehlers zu verlieren, fährt immer mit.

Kamera am Helm:

Das mit der Kamera am Helm ist so eine Sache. Ich hatte das ja in meinem ersten Video ausprobiert und war sicher, hier ein beeindruckendes Video gemacht zu haben. Weit gefehlt. Dadurch bedingt, dass man die Strecke natürlich wunderbar einsehen kann, wirkt alles sehr langsam und gemächlich. Diese Perspektive eignet sich eigentlich nur dann, wenn man jemanden verfolgt um seine Moves zu dokumentieren. Dann sieht man, wie hoch man springt, wie die Reaktion einzuschätzen ist, die der Fahrer gleich machen muss und welche Dynamik der Trail bietet.

Oben auf dem Helm habe ich bewusst nicht probiert. Ich komme mir schon ziemlich dämlich mit der Kamera an der Seite vor, oben drauf finde ich für mich persönlich ziemlich affig und so müsst Ihr leider auf eine sachliche Analyse meinerseits verzichten.

Geschwindigkeit kommt eignetlich erst dann auf, wenn der Trail unübersichtlicher ist und man mit hoher Geschwindigkeit durch enge Passagen flitzt. Auch kommt dann schön zur Geltung, wie der Fahrer die Orientierung behält und wie sein Kopf arbeitet. Steigungen oder Gefälle hingegen kommen nicht wirklich rüber. Eine rasante Abfahrt an der Halde Hoheward sieht aus wie ein kleiner Familienausflug.

Vorteil: Man bekommt was von der Gegend mit, man erhält ein Gespür für das, was der Fahrer sieht und was der Fahrer beobachtet.

Nachteil: Die visuelle Geschwindigkeit kommt nur bei engen Passagen zügig rüber, alles andere wirkt recht träge. Es ist immer ein Stück Helm im Weg und man sieht irgendwie bräsig aus, wenn man eine Kamera am Helm hat und fährt wie ein Anfänger.