100 % Gefühlsecht

Die Wetteraussichten waren wieder feucht. Es sollte junge Hunde regnen und die Natur sollte ihre dringend benötigte Dusche erhalten. Ich auch. Nicht das ich scharf auf diese Naturdusche bin, aber wozu habe ich mir denn eine Regenkombi gekauft. Eben für dieses Wetter. Ich machte mich also auf in Richtung Arbeit. Regenjacke, Regenhose, Handschuhe, Brille. Alles kein Problem. Der Rucksack hat einen integrierten Regenschutz also alles kein Problem.

 

Doch als ich nach rund 3 Kilometern zu einem kleinen Sprung ansetzte, schob sich mein Sattel zwischen meine Beine durch und ich hörte ein reißendes Geräusch. Ich war irritiert, denn das Geräusch klang, als wäre meine Hose gerissen. An dieser Stelle lernte ich wieder etwas Neues.

 

Anders als bei normalen Radlerhosen aus Stoff, kann man bei Regenhosen den Verschleiß nicht gut erkennen. Wenn die Radlerhose im Schritt durchgerockt ist, wird der Stoff dünner und man kann hindurchschauen. Spätestens dann ist es Zeit für Ersatz und man weiß, dass Hose und Biker bald getrennte Wege gehen werden. Bei der Regenhose ist das aber nicht der Fall. Sie reißt einfach, ohne Vorwarnung. Und da man so eine Regenhose nicht bei Sonnenschein trägt, fällt einem das Ende der Haltbarkeit meistens auch erst dann auf, wenn man auf dem Rad unterwegs ist. Im Regen.

 

Was machste dann? Klar, ich musste zur Arbeit. Also zieht man die Nummer durch und fährt weiter. Und jetzt kommen die Gefühle ins Spiel. Denn das Wasser, welches vom Hinterrad aufgewirbelt wird, trifft auf die Unterseite des Rucksacks. Von dort läuft es in Richtung Rücken. Hier sammelt es sich und läuft in Richtung Po und Sattel. Auf dem Sattel werden aus einem Flusslauf zwei. Der eine läuft links an Deiner Regenhose hinunter und tropft wider auf den Weg. Die andere Seite läuft rechts entlang. In das eben entstandene Loch. Und dann in Deiner Regenhose, auf der Innenseite Deines Beins hinter direkt in Deinen Schuh.

 

Emotionen pur. Es fühlt sich ein wenig so an, als könne man seinen Hahndrang nicht im Griff halten und lässt der Natur freien Lauf. Wenn man sich langsam an das Gefühl gewöhnt hat, kommt die nächste Herausforderung. Der Schuh. Denn langsam kann auch die Socke das Rinnsal nicht mehr länger aufsaugen und gewährt dem Bächlein freien Zugang zum Schuhinneren. Es ist nur so lange ekelig, bis der Schuh gleichmäßig mit Wasser gefüllt ist. Wenn Du das Gefühl hast das er voll ist, dann hast Du es geschafft. Dann ist es auch egal und Du kannst Deine Tour beenden.