Was für eine kack Feierabendtour

Die Tour war schnell ausgewählt. Zum Schiffshebewerk sollte es gehen. Die Strecke ist gut um Meter zu machen und mit der richtigen Musik auf den Ohren, bekommt man den Kopf relativ schnell frei. Also runter in den Keller, Handy montiert, Flasche verstaut und raus mit dem Gerät. Vor der Tür dann schon das erste Problem. Der Brustgurt wollte sich nicht mehr mit der App unterhalten. Grrr. Das klappt sonst immer problemlos. Seit ein paar Tagen habe ich aber ein Fitnessarmband, welches auch mit dem Handy über Bluetooth kommuniziert. Mögen die sich nicht? Die standen sich letzte Woche noch nicht im Wege. Aber heute wollte der Brustgurt partout nicht verbunden werden. Ätzend, denn ich trage den Gurt ja nicht nur zur Show. Jetzt wo alles blüht und ich neuerdings wohl Teilnehmer von „Heuschnupfen 2015“ bin, würde ich schon gerne sehen wenn meine Pumpe das Signal zur Pause gibt. Na ja gut. Lassen wir es ruhig angehen, geht ja um Bewegung und Spaß.

Die Einstellung änderte sich schlagartig, als ich an der Emscher ankam. Ein beschaulicher kleiner Gegenwind kam mir entgegen und machte mir schon auf den ersten Metern klar: „Freunde werden wir beide heute erst auf dem Rückweg!“ Und so war jeder Meter eine Anstrengung. Luftholen fühlte sich an wie eine Erkältung und auch die Passagen, in denen es leicht bergab ging, wo man also mal rollen lassen könnte, herrschte Trampelpflicht weil mich der Wind ja ständig bremste. Ich wollte ja (auf einmal doch) meine Zeit für die Feierabendrunde unterbieten. Soviel dann zum Thema Spaß! Schon nach der halben Strecke liebäugelte ich mit der Idee, wieder zurück zu fahren. Aber dann kam der Verbissene wieder durch und sagte: „Go hard or go home!“ Zugegeben, das war ja mein Plan, aber egal. Ich hab es durchgezogen.


Baustellen wohin das Auge reicht.

Noch immer ist ein Teil des Radwegs, an der Emscher entlang, gesperrt. Man muss also der Umleitung folgen und kommt an eine viel befahrene Straße. Das ist verkraftbar, denn man muß hier eh kurz darauf den Rhein-Herne-Kanal überwinden, aber danach geht es auf die Zielgerade. Ein paar Kilometer geradeaus, hier kann man alles geben (wenn es die Anzahl der Fußgänger und Jogger erlaubt). Doch was sehe ich?! BAUSTELLE! ARGH! Und eine Umleitung. Es geht durch das angrenzende Wohngebiet. Nur ein paar Kilometer. Aber das war nicht das, was ich erwartet hatte. Zugegeben: vielleicht war ich schon ein wenig empfindlich, denn ich hatte den Kaffee bereits auf, aber gut. Auch das machen wir mit. Wenige Kilometer später wird man wieder auf den Weg am Kanal entlang gelenkt. Und dann war ich auch schon fast da. Mein Etappenziel lag mir vor Augen und normalerweise komme ich den letzten Berg, mit viel Schwung, einfach so hochgeschossen… Heute musste ich, wie oben bereits beschrieben, für jeden verkackten Meter kämpfen! Aber ich war da. Am Schiffshebewerk Henrichenburg.

Hätte ich den Gurt getragen, ich hätte den anaeroben Pulsbereich sicher kaum verlassen. Aber gut. Auf dem Rückweg sollte mich ja der Wind tragen. Wie ich so meine kleine Runde am Schiffshebewerk drehe denke ich noch so bei mir: „Das Licht ist fantastisch für ein paar Fotos. Gut das ich die Kamera heute extra geladen und zur Mitnahme bereitgelegt habe.“ Nun ja, es wäre keine kack-Tour, wenn ich die Kamera eingesteckt hätte! ARGH! VERDAMMT! Ich war bedient! Mit dem Handy machte ich ein paar Schnappschüsse. Verflixt und zugenäht, jetzt müsste mir nur noch etwas kaputt gehen und ich garantiere für nichts!


Einer der wenigen, gelungenen Schnappschüsse.

Um die Spannung etwas vorweg zu nehmen, mir ging nichts kaputt. Was ein Glück. Es sei nur nebenbei erwähnt, dass auch diverse Mücken die Abendstimmung nutzen um etwas in der Abendsonne zu tanzen. Fassen wir das zusammen will ich sagen: Ich bin satt! Das die mir entgegenkommenden Mountainbiker zu faul zum Grüßen waren ist auch nur am Rande notiert. In den frühen Morgenstunden bekommen das nahezu alle hin, aber abends ist man wohl schon zu erschöpft. Oder zu überheblich. Aber lassen wir das.

Ich begab mich also wieder auf die „Vollgasstrecke“, die ja im Moment gesperrt ist, wegen Bauarbeiten. Ich hoffe nur, daß der Teil nicht verschlimmbessert wird, wie die Erzbahntrasse. Dort haben sie versucht die Strecke zu verbessern und Schlaglöcher zu beseitigen. Grundsätzlich eine gute Idee. Dabei scheint man jedoch den Belag von alten Ascheplätzen zu verklappen. Das ist grad an einer Steigung eher kontraproduktiv, denn durch den losen Untergrund muss man nun deutlich mehr Energie aufwenden, um da gescheit durch zu kommen.

Hinter der Brücke führt mich mein Weg normalerweise am Rhein-Herne-Kanal entlang. Gemeinsam mit dem Rückenwind hatte ich nun doch wieder die Hoffnung, meine Zeit wenigstens zu halten. Doch dann das: Überall Baustellen! Der normale Zugang am Emscherdurchlass war in alle möglichen Richtungen versperrt und von einer Umleitung keine Spur. Zwar war an dem Zaun ein Umleitungsschild mit zwei Pfeilen, aber die waren nicht wirklich wegweisend. Der eine zeigte runter, über den Zaun, in die Emscher (Schwimmen?!) und der andere führte einen in einen Kreisverkehr in einem Gewerbegebiet. Klasse, schon wieder Krawatte! Aus dem Industriegebiet hinaus führte nur ein Weg, wieder auf die Hauptstraße und wenn man den Umleitungsschildern folgte, fuhr man die Henrichenburger Straße zurück, immer schön an der Straße entlang. Ich dachte so bei mir: „Komm, fahr mal die Umleitung, sie werden dich ja gleich wieder an die Emscher führen!“ Aber ich hätte mir denken können, dass es an so einem Tag wie heute natürlich nicht funktioniert. Irgendwann war ich dann schon fast wieder zu Hause und fuhr dann den Rest auf eigene Faust wieder zurück. Wasser habe ich dabei nur noch unter der Dusche gesehen. Ätzend!

Ich hatte in den Lokalnachrichten schon gelesen, dass die Umleitung da schlecht beschildert ist, aber das sie einen ein riesen Stück an der Straße entlang fahren (oder wandern) lassen, ist eigentlich nicht notwendig. Oder ich habe etwas übersehen. Dafür möchte ich heute nicht die Hand ins Feuer legen.

Sicher und sauer erreichte ich dann wieder mein zu Hause. Stellte das Rad in den Keller und setzte einen Tweet ab. Am Computer schrieb ich dann noch diesen Beitrag als ich sehe, dass mein Handy versucht hat, die Fotos als HDR Bilder zu machen. Keine gute Idee, denn so kann man sie nicht benutzen. Kann ja nur besser werden.

Was ne kack-Tour…