Noch viel zu lernen – Halde Rheinelbe


Die Halde Rheinelbe

Hin und her gerissen bin ich, weil es auch eine Geschichte zu erzählen gibt. Erst hatte ich geplant, eine nüchterne Trailvorstellung zu schreiben. Ein paar Fotos von der Landschaft, ein paar GPS Daten für Dich, damit Du möglicherweise auch mal vorbei schaust und gut ist. Aber wir haben an diesem Tag einiges erlebt und so mische ich einfach mal die Vorstellung mit dem erlebten. Aber fangen wir am Anfang an.

Alex ist eher auf Berg-runter spezialisiert. Er fährt ein Enduro Bike in 26“. Ich bin ja eher der Tourer-Typ, mit Hardtail und 29“ Laufrädern. Wir versuchen so oft wie möglich mit den Rädern zur Arbeit zu fahren, denn die Erzbahntrasse bietet sich für uns beide (obwohl wir aus unterschiedlichen Richtungen kommen) als idealer Treffpunkt an, um ein paar Kilometer gemeinsam zu fahren. Da wir aber auch unsere Fahrskills im Gelände verbessern möchten und beide gern durchs Gelänge ballern, suchen wir noch so etwas wie unseren „Haustrail“. Die Halde bietet sich dazu ideal an, denn sie liegt direkt auf dem Arbeitsweg. Wie oben schon geschrieben, wollten wir uns in dieser Woche das Gelände mal genauer ansehen. Ich packte also die Kamera ein und wir radelten nach Feierabend hinauf zur Großskulptur auf der Halde.


Die Aussicht auf die Zeche Zollverein

Die Aussicht ist herrlich. Bei gutem Wetter sieht man einen kleinen Teil des Ruhrgebiets. Du kannst die Skyline von Essen sehen, natürlich diverse Halden, mein persönliches Disney Schloss des Ruhrgebiets, also das Steak Kraftwerk, das Bergbarmuseum in Bochum und natürlich sieht man auch die Zeche Zollverein. Von oben ist das schon mächtig, aber ein Besuch auf Zollverein muss man einfach mal gemacht haben. Weitere Fotos dazu kannst Du Dir ja später auf meinem Flickr Account ansehen.

Erste Aufgabe: Den Berg wieder runter kommen


Dieser Weg… Wird kein leichter sein… Diese Weg… Wird steinig und schwer…

Die Trail erprobten Leser unter Euch werden darin kein Problem sehen. Nun ja, von unten sahen wir das auch nicht, von oben sieht die Sachen schon wieder ganz anders aus. Nochmal zur Erinnerung: Wir sind Anfänger, wenn auch durchaus versiert. Schon bei unserem ersten Besuch machten wir eine Stelle aus, an der wir später auch erfolgreich hinunter kamen, aber heute wollten wir ja den „Haustrail“ auskundschaften. Dabei ist uns eine kleine Konstruktion aufgefallen, welche die Abfahrt etwas vereinfachen wird. Die oberste „Aufschüttung“ ist nämlich an der Seite etwas abgeschrägt und von einer Art Regenrinne umgeben. In diese Rinne passt ein Vorderrad perfekt und mit etwas Pech, liegt man schneller auf dem Rücken als im Laufhaus. Aber an einer Stelle ist die Rinne etwas mit Schutt gefüllt und so kann man die Abfahrt dort sicher wagen. Noch mehr sogar, wenn man Übung hat, kann man sich dort genau die Geschwindigkeit holen, die man für den anschließenden Trail benötigt. Auf dem Foto erkennt man die Ideallinie recht gut.


Alex bei der ersten Aufgabe

Beim ersten mal hatte ich echt Schiss. Aber dieses mal, war ich nur noch etwas nervös. Zu Unrecht, wie sich herausstellte, denn die Abfahrt verlief gut. Ist ja auch eigentlich nur ne Anfängeraufgabe… Oh wait! Nun ja, auch Alex meisterte die Abfahrt hervorragend, wollte aber sogleich versuchen, hier auch etwas mehr Speed zu bekommen. Ich nutzte die Gelegenheit und machte ein paar Fotos. Er fuhr insgesamt 3x hinunter und wurde von mal zu mal besser. Wenn gleich ihm sein Bike auch einmal kurz zeigte, wo seine Grenzen liegen. Aber abgeworfen hat das Ross seinen Reiter nicht. Gute Kombination.

Unser Haustrail sollte bis hier also wie folgt aussehen: Hoch auf die Halde, einen kurzen Moment Pause machen, Aussicht genießen, dem lieben Gott für seine Schöpfung danken, Sattel runter, Berg runter, ab in den Wald… Soweit so gut.


Rein in den Wald und ab geht die Post

Ist man den Berg runter, kommt eine Rechtskurve mit kleinem Anlieger. Ich gehe also davon aus, dass bei den Profis unter euch die Bremse bis hier nicht einmal den Ansatz von Warm erreicht hat. Danach kommt man in den Wald. Nach einer Linkskurve mit Anlieger, wird es etwas buckelig und man nähert sich dem ersten Kicker, welchen man auch elegant umfahren kann. Die Experten werden hier sicher abheben, ich war nur froh den Berg heile gemeistert zu haben.


Links der Kicker, rechts… nicht…

Als Alex wieder hoch ist, um für ein Foto die Strecke erneut zu fahren, näherte sich ein anderer Mountainbiker. Ich warnte ihn, dass hier gleich jemand heruntergeschossen kommt und er doch bitte warten solle. Das tat er auch, ganz entspannt. Als Alex dann, mehr oder weniger, gekonnt um die Kurve gurkte, merkte der Fremde an, dass er jetzt aber etwas anderes erwartet hätte. Da waren wir uns alle einig und schnell kamen wir uns Gespräch.


Spurrillen, welche mir fast zum Verhängnis geworden wären.

Oliver, welcher diese Halde als sein „Wohnzimmer“ bezeichnet, fährt schon einige Jahre hier her. Gern auch mal mit Spaten und Schaufel und er baut auch eine ganze Menge spannender Sachen hier oben. Eine kleine Kostprobe konnten wir kurz darauf selber erleben. Denn nur wenige Meter neben uns befand sich der Eingang in einen seiner Trails. Angefangen von ein paar S Kurven, geht es danach runter und man hat die Wahl. Entweder geht es über einen kleinen Kicker in einen Anlieger, oder man nimmt den großen double und fliegt in Richtung seines Korkenziehers. Aber dazu kommen wir gleich.


Das ist der gleiche Trail wie oben auf dem Bild. Man erkennt hier nur das Gefälle deutlich besser.

In der S Kurve erwischte ich eine Spurrille etwas unsanft und hätte mich fast gelegt. Ich konnte mich aber noch fangen und kam den Berg heil hinunter. Ich weiß aber jetzt sehr gut, warum man mit 29“ nicht unbedingt als Anfänger ins Gelände sollte. Ich konnte ja nun relativ schnell (gezwungener maßen) hintereinander 3 verschiedene Radgrößen testen. 26“, 27,5“ und aktuell 29“. Und ja, man merkt das schon enorm. Das 26“ Rad war deutlich agiler und wendiger als das große 29“. Hätte ich ja nicht gedacht, aber gut. Freeride und Tour ist wohl eher das Einsatzgebiet meines Rades.


Oliver in Action.

Oliver wollte uns noch seinen Korkenzieher zeigen. Eine gewagte Aussage, wenn man Leuten erzählt, dass man zusammen mit einem Freund im Wald war, dort einen dritten Mann getroffen hat, welcher einem auch sogleich seinen Korkenzieher zeigen wollte. Aber das nur als Randnotiz. Mit Korkenzieher meinte Oliver einen Hügel, den man mit viel Schwung in einer 90° Linkskurve hinauffährt, fast wie eine senkrechte Wand. Oben steht man dann für einen kurzen Augenblick fast still, bevor man wieder Schwung bekommt und auf der nächsten Ebene in eine Rechtskurve samt Anlieger fährt. Schwer zu beschreiben, aber sehr eindrucksvoll anzusehen. An dieser Stelle merkten wir wieder, wir haben noch sehr viel zu lernen.


Direkt auf die Wand zu fahren kostet Überwindung…


… macht dafür aber ordentlich watt her!

Wie das aber immer so ist, wenn man sich verquatscht, rennt die Zeit. Und da wir alle noch ein paar Kilometer zu fahren hatten, trennten sich unsere Wege auch bald. Ich konnte aber noch eine Frage klären, die ich vor ein paar Tagen auf Twitter gestellt hatte: Darf man über Trails schreiben? Unbedingt, meinte Oliver. Denn er würde sich sehr freuen, gleichgesinnte in seinem Wohnzimmer begrüßen zu dürfen. Je mehr Mountainbiker kommen, desto stärker wird seine Lobby. Der Meinung bin ich auch und so komme ich zu meinem Fazit.


Der kleine Kicker vor dem Korkenzieher…

Fazit

Die Halde Rheinelebe hat eine ganze Menge zu bieten. Sie ist mit dem Rad über die Erzbahntrasse gut zu erreichen und man ist schnell oben. Die Trails sind abwechslungsreich, soweit ich das beurteilen kann, und man kann hier eine Menge lernen. Wer Oliver trifft, muss ich auf jeden Fall die Gegend zeigen lassen. Wir haben in den paar Stündchen lange nicht alles gesehen, was man hier erleben kann. Aber ich bin sicher, ich werde wiederkommen.

Links zum Thema:

Informationen zur Halde Rheinelbe
Die Halde bei Google Maps
Meine Fotos zu dieser Tour bei Flickr