Haldentour 2017 – Tour Nr. 1 #hldt17

Als der Wecker um 9:00 Uhr klingelte, machte ich ihn einfach aus. Zunächst mit der Snooze Taste, später dann ganz. Was weckt das Teil mich, an einem Sonntagmorgen? Man könnte sagen, er macht nur was ich ihm gesagt habe. Und hey, es ist sein Job und er macht ihn gut. Aber irgendwie war meine Euphorie von gestern dahin. 9:00 Uhr aufstehen? Jetzt aufs Rad? 100 Kilometer? Alter! Wer macht denn sowas?

Letztendlich kletterte ich gegen 10:30 Uhr aus dem Bett. Waschen, Zähneputzen, Sachen packen. Meine Gran Fondo Pläne schrumpften auf ein „Ach lass uns einfach die Haldentour überstehen“ Gedanken zusammen. Aber schon auf dem Weg in den Keller kehrte die Motivation zurück. Radfahren macht Spaß! Und genau darum soll es heute wieder gehen. Spaß! Natürlich habe ich Ziele, aber mal ehrlich: es geht ausschließlich um Spaß!

Gegen 12:00 Uhr sah sich im Sattel. Was für ein Programm stand heute auf dem Plan? Es galt Fünf Halden zu bezwingen und eine Gesamtdistanz von ca. 60 km zu absolvieren. Auf allen heute anstehenden Hallen bin ich bereits gewesen, von daher konnte ich auf die Navigation per Garmin verzichten. Sehen wollte ich heute folgende Halden: Halde Hoheward, Halde Hoppenbruch, Halde Pluto, Halde Rheinelbe und zuletzt die Schurenbachhalde.

Start und Ziel war wie immer der Stadt Hafen Recklinghausen. Das Wetter war herrlich und auch die Temperaturen waren heute mal wieder über 0° unterwegs. Also die besten Voraussetzungen für eine entspannte und angenehme Tour. Der Kanal trug Eis, das hatte ich so auch noch nie gesehen. Das Hafenbecken war teilweise mit einer dünnen Eisschicht belegt. Im Kanal selber, schwammen jede Menge zerbrochener Eisschollen. Kurz ein Foto gemacht und auf ging es zur ersten Halde: die Halde Hoheward.

Heute wagte ich ein weiteres Experiment. Normalerweise bin ich immer mit einem externen Fotoapparat unterwegs, oder habe meiner ActionCam dabei. Heute wollte ich mich aber komplett auf mein neues Handy verlassen. Ein Sony Xperia XZ. Die Kamera hat aber so ihre Schwächen, das habe ich schon herausgefunden. Aber fürs Internet müsste es eigentlich reichen und so wollte ich heute mal was riskieren. Ich Draufgänger.

Der Halde Hoheward wollte ich mich von der Drachenbrücke aus nähern. Ich wollte heute nicht viel Zeit auf der Halde verbringen und entschied mich daher für den knackigsten aber kürzesten Aufstieg. Das lief auch sehr gut, zu meiner Überraschung. Heute ging mir das Pedalieren recht leicht von der Hand. Meist rächt sich das auf den letzten Kilometern aber ich war guter Dinge.

Die Halde Hoheward sollte heute meine höchste Halde sein. Das härteste kommt am Anfang, sozusagen. Ich musste mir den Weg heute mit einer ganzen Menge Spaziergänger teilen. Spaziergänger und Hundebesitzer. Wenn dann noch Radfahrer dazu kommen ist das immer eine explosive Mischung. Ich persönlich bin ja der Klingler, der sich auch immer artig fürs Platz machen bedankt. Leider macht das nicht jeder und so reagiert auch nicht jeder ausklingen. Alles nicht so einfach.

Schon nach wenigen Minuten erreichte ich mein erstes Ziel. Ich muss ja sagen: wann immer ich hier oben bin überkommt mich ein richtiges Heimatgefühl. Ich bin ja eigentlich nur zugezogener Recklinghäuser und fremdle nach wie vor gelegentlich mit meiner Heimat. Aber immer wenn ich hier oben bin habe ich ein Gefühl, als sei ich angekommen. Da liegt mir das ganze Revier zu Füßen und ich kann von Dortmund bis nach Oberhausen schauen.

Aber genug der Sentimentalitäten. Wir haben Strecke zu machen. Also rasch ein Selfie vor dem Observatorium und schon ging es weiter. Ich fuhr noch zum anderen Ende der Plattform, schoss ein paar Bilder von Zeche Ewald und wählte dann die Cross-Country Abfahrt. Die Strecke war aber irgendwie merkwürdig, schlammig ausgewaschen und schlecht gepflegt. Also entschied ich mich dafür den Rest der Halde auf der angelegten Straße hinab zu fahren. 56 km/h erreicht sich hier. Der Schlamm flog mir nur so um die Ohren, aber das macht mountainbiken ja aus.

Direkt neben der Halde Hoheward, liegt die Halde Hoppenbruch. Das zweite Ziel auf meiner heutigen Tour. Ich hatte heute kein Interesse daran hier großartig Zeit auf den Trails zu verbringen. Außerdem wollte ich mit meinen Skills lieber niemandem im Weg stehen. Das muss dringend besser werden, ist ja peinlich. Ich entschied mich daher hoch zum Windrad zu fahren und dort das nächste Selfie zu schießen.

Auf dem Weg dorthin begegnen mir zahlreiche Mountainbiker. Auch einer mit einem Fokus-Trikot. Der kam mir sehr bekannt vor. Ich bin mir sicher, ich habe ihn auch mal bei Strava gesehen. Er ist einer von den ganz harten Typen, die so unglaublich viele Kilometer abreißen. Ich bin gespannt, ob er später noch in meinen Flybys auftaucht. Tier. Respekt.

Hier am Windrad war schon ewig nicht mehr. Hier hat sich einiges verändert. Im letzten Jahr wurde hier ein deutlich höheres Windrad installiert, als es vorher war. In dem Zusammenhang hat man auch gleich die ganze Anlage überarbeitet. Einen Hügel angelegt, ein paar Steine schön in Szene gesetzt und ein paar Büsche gekappt. Ich machte rasch mein Selfie mit dem Windrad und schaute noch mal in die Runde.

Von hier oben kann man prima die Halde Hoheward erkennen. Kunststück, denn wie schon sagte, liegt sie ja direkt neben der Halde. Ich schoss auch von der Halde noch ein Foto, damit man vielleicht nachvollziehen kann, wie die räumlichen Entfernungen untereinander sind.

Was jetzt kam ist Alltag. Ab zum Kanal, gas geben bis zur Grimberger Sichel, dann am Zoo vorbei und die Erzbahntrasse eigentlich bis zur Halde Rheinelbe. Aber heute stand ja noch einen Besuch auf Halde Pluto an. Eine willkommene Abwechslung, denn so wird die Steigung kurz unterbrochen.

Die Halde Pluto war schon häufiger mal im Mittelpunkt diverser Fernsehsendungen oder Berichterstattung. Warum? Nun, die Aussichtsplattform ist eigentlich eine Steuerverschwendung. Man wirft der Stadt hervor, dass man die Aussichtsplattform eigentlich nicht benötigt hätte. Sie ist ca. 5 m hoch und man hat eine weite Sicht über das Ruhrgebiet. Kann man machen, muss man aber nicht.

Wenn du mich fragst, ich hätte die Plattform nicht benötigt. Von der Hoheward oder Rheinelbe aber deutlich bessere Aussicht als von hier. Aber gut, man sieht was. Stell das Selfie gemacht und geschaut, wo‘s als nächstes hingeht.

Die Halde Rheinelbe. Hier kann der Fullyfahrende Mountainbiker wirklich Spaß haben. Denn durch die ganze Halde schleichen kleine Trails mit kniffligen Anliegern, kleinen Kickern und anderen Herausforderungen. Ich hatte inn diesen Blog ja bereits darüber berichtet. Auch hier war der Andrang an Fußgängern heute besonders hoch. Ich schlängelte mich also durch den Pulk von Menschen und erreichte das Rondell am Fuße der Steinkonstruktion auf der Halde. Ich verzichtete jetzt mal darauf, das Rad nach oben zu schleppen. Mit so viel Publikum macht auch die Abfahrt an der Seite der Halde keinen großen Spaß. Die Skills. Sie wissen schon.

Nun ja. Auch hier muss das obligatorische Selfie geschossen werden und dann nichts wie weiter. Bisher lag ich eigentlich recht gut in der Zeit, ich hatte ca. 4 Stunden eingeplant, wobei ich davon ausging, etwas über 3 Stunden Bewegungszeit zu haben. Kleine Randnotiz: Die Strecke bot eine Mischung aus Schnee und Eis, trockene Passagen und geschmolzenes Eis auf sandigem Untergrund. Aber alles kein Problem.

Bisher hatte ich rund 30 Kilometer auf dem Tacho stehen. Ich sollte also auf der Hälfte der heutigen Tour angekommen sein. Aber es galt keine Zeit zu verlieren. Denn das nächste Ziel war nur rund 12 km entfernt. Die Schurenbachhalde. Wenn ich recht informiert bin, ist sie ein Ausläufer von Zeche Zollverein. Und genau diese Richtung musste ich jetzt radeln. Zollverein ist immer eine Reise wert, dass nur so vorab. Aber heute nahm ich mir nicht die Zeit, um einmal über das Gelände zu streifen, obwohl es sich sicherlich gelohnt hätte.

Also gab ich weiter Gas und fuhr durch bis zur Schurenbachhalde. Die Halde steht im Stadtteil Altenessen, welcher direkt an Bottrop grenzt. Von hier oben kann man schon das Tetraeder und die damit zusammenhängenden Halden sehen. Für einen Moment überlegte ich, die gleich noch mit ab zu frühstücken. Wenn man schon mal hier ist?! Aber sie sind Teil einer anderen Tour und so genoss ich noch kurz den Ausblick auf die Wolkenfabrik.

Merkmal der Schurenbachhalde ist eine 15 Meter hohe Skulptur, Bramme für das Ruhrgebiet. Sie ist natürlich ein begehrtes Fotomotiv und so schoss ich hier auch wieder mein Selfie. Jetzt hatte ich alle 5 Halden für heute erreicht. Grund genug mal eine kleine Pause zu machen. Ich hatte noch ca. 20 Kilometer vor der Brust, als rund eine Stunde. 

Von Micha hatte ich vor kurzem ein Paket mit ein paar „Mule Bar“ Powerriegeln zugeschickt bekommen. Davon hatte ich eine kleine Auswahl dabei. Der Aprikot & Walnut war richtig gut. Der Chocolate Orange ist mir aber fast wieder hoch gekommen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Auch mit dem trinken hatte ich so meine Probleme. Denn mein mitgebrachtes Wasser war doch sehr kalt, fast gefroren. OK, hätte ich mit rechnen können.

Meine kleine Tour sollte so langsam zu Ende gehen. Die paar Minuten Pause taten eigentlich gar nicht gut, denn jetzt war ich wirklich kalt. Obwohl ich eigentlich gut ausgerüstet bin, fielen mir die ersten paar Meter jetzt plötzlich relativ schwer. Ich brauchte ein paar Minuten, bis ich wieder auf Betriebstemperatur war und die letzten Kilometer problemlos abreißen konnte.

Kurz vor der Grimberger Sichel begegnete mir noch ein alter Bekannter. Wobei bekannte auch relativ ist, denn ich kenne weder Namen, noch Telefonnummer noch sonst irgendwas. Er hatte mich nur im vergangenen Jahr auf dem Weg nach Hause mit seinem MTB überholt und dabei ein Tempo an den Tag gelegt, dass mir schwindelig wurde. Ich dachte zunächst, es wäre ein E-Bike gewesen, aber es war pure Muskelkraft. Ich hielt damals noch ein paar Kilometer mit, musste ihn am Ende aber doch ziehen lassen.

Ich glaube nicht, dass er wusste wer ich bin. Ich habe freundlich gegrüßt, wie immer. Aber die Reaktion sah nicht so aus, als könne oder wollte er sich an mich erinnern. Na ja, egal.

Wieder zu Hause angekommen, verstaute ich mein Rad wie immer im Keller und gab ihm noch ein kleiner Abschiedskuss. Das macht Ihr doch auch so, oder? ODER? Dachte ich mir.

Fassen wir mal zusammen: die Tour war nichts besonderes, aber die Zeit auf dem Rad ist immer schön. Die ersten 5 Halden habe ich geschafft, bleiben noch 25. Leider hat es heute nicht für den Gran Fondo gereicht.  Ich werde wohl den Januar Gran Fondo auch nicht packen, weil ich einfach keine Zeit dafür habe. Ich habe heute nur 62 km geschafft, hätte aber noch Luft für mehr gehabt. Aber ich wollte schlichtweg einfach nicht mehr. Ich wollte jetzt einen warmen Tee und eine noch wärmere Dusche. Ohne meine GuidelessGuys macht auch die schönste Tour nur halb so viel Spaß. Echt jetzt. Beim nächsten mal wieder.

Die Tour bei Strava.

Die Route bei Gpsies.com.