R.I.P. XC-Kurventrail
Auf der Halde Hoheward hat der RVR den sogenannten XC-Kurventrail repariert. Dabei handelt es sich um eine rund 410 Meter langen Trail mit rund 10 % Gefälle auf der Südseite der Halde. Ein paar Anlieger machen die Abfahrt zum Kurventrail und der Schnellste schafft es bei Strava in 34 Sekunden, bis das Segment absolviert ist.
Wir müssen dem RVR für dieses Engagement dankbar sein, denn ohne die Initiative des Regionalverband-Ruhr gäbe es vermutlich keine einzige legale Möglichkeit, auf den Halden der Region zu biken. Ich möchte mein Artikel und auch das angehängte Video daher keinesfalls als Bashing oder Wutrede in Richtung RVR verstanden wissen, denn das soll es nicht sein. Aber fangen wir von vorne an.
Was ist passiert?
Wenn der RVR Reparaturen auf den Trails der Halden ankündigt, halten die Locals oft vor Spannung die Luft an. Meistens kommt die Spannung aber nicht von der Vorfreude auf das, womit der RVR einen reparierten Trail vielleicht noch aufwerten wird, sondern eher vor der Sorge, dass man den Trail hinterher nicht mehr wiedererkennen wird. Oft werden Trails bei den Reparaturen verbreitert, ihrer Seele beraubt und mit Schotter ausgebessert.
Stein(e) des Anstoßes
Und jetzt war eben auch mal der XC-Kurventrail an der Reihe. Zugegeben, das Ding war schon gut zerbombt. Ein paar Ausbesserungsarbeiten waren dringend notwendig, um den Trail auch für Anfänger weiterhin sicher betreiben zu können.
Irgendwann gingen dann die ersten Bilder des reparierten Trails in den einschlägigen Whatsapp Gruppen um, gepaart mit sachlicher und unsachlicher Kritik an den Reparaturen. Da ich mir gerne selber ein Bild der Lage machen, bevor ich mich zu etwas äußere, habe ich mir selber ein Bild machen wollen und ich war irritiert.
Die Anfahrt zum Trail
Um in den eigentlichen Trail zu starten, muss man erst eine kleine Anfahrt absolvieren. Hier fällt einem gleich der frische Schotter auf. Der ist an dieser Stelle aber nicht weiter kritisch, denn hier lag schon seit vielen Jahren eine kleine Ladung von diesem Teufelszeug. Aber das stört noch nicht.
Der untere Teil ist witterungsbedingt derzeit eigentlich unfahrbar. Der Boden ist weich, daher versinkt man recht flott im Schlamm. Hier müssen wir Biker uns an die Nase packen und solche Trails derzeit meiden, bis es wieder trockener wird. Die Schlammbecken zu umfahren bringt nichts, denn so wird die Pfütze nur noch größer.
Einstieg in den Kurventrail
Und dann ist da der Einstieg. Damals, eine kleine Kuppe die man springen konnte, oder der normale Einstieg. Hier wurde der Einstieg begradigt und mit Beton befestigt. Puh, da hab ich erstmal dicke Backen gemacht. Denn uns Mountainbikern wirft man ja ständig vor, wir würden die Natur schädigen, Wurzeln freilegen und alles zersägen und verbauen, was nicht bei 3 auf dem Baum ist.
Und dann finde ich einen mit Beton befestigten Einstieg in einen Trail. Das hätte ich mir naturnaher gewünscht, denn Beton gehört meiner Meinung nach nicht auf einen Trail. Auch ist die bekannte Linie, die sich über Jahre gebildet hat, nun weg.
Erste Kurve + Rechtsanlieger
Und hier habe ich zum zweiten Mal dicke Backen gemacht. Man kommt nun von oben an, bremst vor dem Eingang kurz runter und muss dann mit Schwung in die erste Linkskurve. Doch den Biker erwartet in der Linkskurve eine geschotterte Piste mit nach rechts abschüssigem Trail.
Hier empfinde ich ein gewisses Sturzpotenzial. Denn durch den Schotter ist die Bodenhaftung reduziert und der abschüssige Trail trägt auch nicht zur Entspannung bei. Wenn ich mir das Foto ansehe, sieht es sogar so aus, als sei hier schon nein Hinterrad auf Abwegen gewesen.
Ich hätte mir hier gewünscht, dass man rechts etwas mehr für die Hangbefestigung getan hätte. Vielleicht hätte man die natürlich Line auch etwas vertiefen können, damit man mehr Fläche für den Reifen hätte. Aber das Ganze wäre sicher nur halb so wild, läge hier kein Schotter.
Auch habe ich das Gefühl, dass die Anlieger jetzt nicht mehr so hoch sind, wie früher. Als hätte man den Trail einfach mit Schotter aufgefüllt. Er wirkt auch deutlich breiter.
Vor dem ersten Linksanlieger
Kommt man aus dem ersten Anlieger heraus, warten betonierte Steine auf einen. Das finde ich tatsächlich eine gute Idee. Der wertet den Trail doch ein wenig auf, wobei ich mir nicht sicher bin, ob der Einsatz von Beton hier notwendig gewesen ist. Vielleicht hätten größere Steine und ein festerer Boden + ein intelligentes Abwassersystem hier eine naturnähere Reparatur möglich gemacht.
Anlieger links
Hat man die Steine passiert, kommt der nächste linksanlieger. Auch er ist gefühlt nicht mehr so hoch wie früher und ist nun mit einer dicken Portion Grobschotter ausgestattet. Das ist nicht okay, denn Schotter ist nie okay!
Aus dem Anlieger raus in die Abfahrt
Wie schon erwähnt, ist der Trail nun deutlich breiter und rutschiger, als zuvor. Nach dem Linksanlieger geht es in eine kleine Abfahrt, welche ebenfalls geschottert wurde. Anfänger bremsen hier besser nicht. Der Zwischenstück ist wieder betoniert, was ich einfach nicht nachvollziehen kann.
Dieses Stück hatte vorher eine natürliche, tiefe, Regenrinne, welche besonders für Anfänger eine Herausforderung gewesen ist. Meiner Meinung nach hätte man hier den Trail lediglich “ausbaggern” müssen, um die Rinne zu beseitigen. Zudem hätte man auch hier eine intelligente Lösung für Regenwasser suchen uns installieren müssen.
So wird die Rinne zurückkehren und man hat vermutlich nichts gewonnen. Außer unter dem Schotter verbirgt sich noch mehr Beton.
Gefährliche Linkskurve
Jetzt kommt eine Stelle, die es auch vorher schon in sich hatte. Kommt man die Abfahrt herunter, nähert man sich einer Linkskurve mit kleinem Hang. Hier wartete damals eine Pfütze. Die zwang einen immer zum bremsen und der Flow war dahin.
Wollte man der Pfütze ausweichen, wurde man immer weiter nach außen getragen. Eine Ausbesserung ist als wirklich mal nötig gewesen. Was wurde gemacht? Die Strecke wurde mit Schotter aufgefüllt und der Hang befestigt. Leider ist die Kurve jetzt aber nach außen abschüssig, sodass die Gefahrenstelle lediglich verlagert wurde. Ich befürchte, hier wird es Stütze geben.
Diese Ecke hätte das Potenzial gehabt, den Trail deutlich aufzuwerten. Denn wenn die Kurve zum Anlieger geworden wäre, hätte das dem Flow nur gutgetan und man hätte genug Speed, um das folgende Zwischenstück entspannt abzurollen, bevor man wieder in die Angriffsposition gegen muss.
Dazu hätte man entweder Material aufschütten und befestigen müssen, oder man hätte die vorhandene Kurve etwas vertiefen müssen. Dann wäre eine Drainage notwendig, um das Regenwasser abzuleiten und schon wäre die Kurve entschärft und veredelt worden.
Zwischenstück
Kommt man nun aber aus der oben beschriebenen Kurve lebendig raus, komme ein frisch geschottertes Zwischenstück. Ich will das jetzt nicht schlechtreden, aber das ist wohl unnötig, denn vorher war das auch okay. Außerdem ist der Trail jetzt auch hier deutlich breiter.
Zwischenstück zum Rechtsanlieger
Am Ende des Zwischenstücks geht es wieder in einen Rechtsanlieger. Vorher wurde aber wieder mit Steinen und Beton gearbeitet. Ich bin kein Experte, aber wir werden sehen, ob das Bestand hat.
Rechtsanlieger
Der Rechtsanlieger war früher ziemlich zerbombt. Spaß hatte man hier nur mit großem Federweg, oder wenn man auf sowas steht. Das ist natürlich auch begradigt worden und auch der Anlieger ist, wie oben auch schon erwähnt, wohl nicht mehr so hoch wie vorher. Ich spreche daher auch bewusst von reparieren, denn mit shapen hat das hier ja nichts zu tun.
Der letzte Anlieger links
Das Spiel zieht sich bis zum Ende durch. Grober Schotter in den Anliegern, aufgefüllte und verbreitete Trails. Da bildet der letzte Anlieger leider auch keine Ausnahme. Danach wird dann aber für die letzten Meter gut. Hier scheint nichts gemacht worden zu sein und wenn, hätte ich es mir für den Rest des Trails auch so gewünscht.
Mein VLOG zum XC-Kurventrail
Wenn Du Dir mal ein bewegtes Bild von der Sache machen willst, kannst Du mal einen Blick in meinen VLOG werfen. Aber sowohl Fotos, wie auch Videos, können den persönlichen Eindruck natürlich nicht ersetzten.
Fassen wir mal zusammen
Wie eingangs schon erwähnt, bin ich dem RVR sehr dankbar dafür, dass ich meinen Sport legal vor meiner Haustür ausüben kann und darf. Das ist keine Selbstverständlichkeit und das hier etwas gemacht wurde freut mich.
Mich stört halt nur, dass hier anscheinend niemand mitgewirkt hat, der auch selber aktiv Mountainbike fährt. Im Optimalfall sogar die Halde sein Homespot nennt. Mountainbiken hat viel mit Herz zu tun. Und wenn man einen Trail nicht fühlt, kann man auch nicht spüren, wo ihm der Schuh drückt.
Dann kommt halt die 0 8 15 Wanderweg-Straßenbau-Crew auf die Halde und macht ihren Job. Legt trocken, bereitet den Boden vor, verbreitert den Weg, verdichtet und bedeckt den die Lauffläche mit grobem Schotter, damit der Wanderer ein naturnahes Gefühl hat, wenn er die Halde besteigt.
Leider soll hier niemand wandern…
Denken wir langfristig!
Der RVR hat ein Problem mit wilden Trails auf seinen Halden. In vielen Fällen werden sie geduldet in einigen wird aber auch rigoros geräumt. Ich verstehe beide Seiten. Wie wird man dem Problem Herr? Entweder durch Verbote oder durch Angebote.
Verbote kann kein Mensch kontrollieren. Des Weiteren rühmt sich die Region ja auch Erholungsgebiet, versucht das alte staubige Steinstaubimage abzulegen und will jung, frisch, attraktiv sein. Da ist es sicher nicht gut, wenn man einem grade stark wachsenden Sport den Krieg erklärt.
Also müssen Angebote her. Wie ja bereits auf Hoheward geschehen und auf der Schurenbachhalde in Arbeit. Aber wenn man die Angebote dann nicht pflegt, oder kaputt pflegt, dann suchen sich die Biker wieder ihre eigenen Trails und der Wildwuchs wächst und entzieht sich der Kontrolle des RVR.
Können oder wollen?
Ich habe mir viele Gedanken gemacht, ob ich diese Reparaturen nicht gutheißen will oder kann. Denn im Moment sind wir alle sehr angespannt und jeder kleine Funke reicht aus, um in die Luft zu gehen. Aber ich bin mir im Klaren, dass ich die Arbeiten nicht Gutfinden kann. Denn sie sind meiner Meinung nach nicht gut durchdacht und somit letztendlich leider auch nicht gut umgesetzt worden.
Ich hätte mir gewünscht, dass man hier auf die Locals zugekommen wäre, um sich auszutauschen, sich inspirieren zu lassen, etwas Schönes zu schaffen. Und wenn man den Kontakt tatsächlich gesucht hat, warum ist dann das dabei herausgekommen?
Eure Reaktionen unter meinem Video unterstreichen meine Meinung.
Sehe das Thema wie du zwiegespalten. Streckenwartung und offizielle Trails an sich sind keine Selbstverständlichkeit, das weiß ich wirklich zu schätzen. Den Ruf nach Locals kann ich ebenfalls verstehen, aber tatkräftige Unterstützung geht sehr schnell gegen 0, wenn es konkret wird. Jeder der irgendwas mit Vereinen zu tun hat wird das kennen. 100 Mitglieder, die Hälfte großartige Redenschwinger, werden Freiwillige für ‘echte Arbeit’ gesucht kann man froh sein 5 zusammen zu bekommen. Und ja, ich habe Verständnis für das Leben drumherum, geht uns allen so.
Ende vom Lied. Ich finde, dass einige Passagen jetzt gefährlicher sind als vorher und wenn ich mir eins wünsche, dass nicht jede zukünftige Ausbesserung wieder so aussehen wird. Böse Zungen wittern gar einen Zusammenhang zu den in diesem Jahr (zumindest noch) geplanten Gravel Games auf der Halde.
Danke für Dein Feedback.
Ich habe mich da vielleicht etwas falsch ausgedrückt. Ich hätte mir gewünscht, dass man nach genau diesen 3 – 4 Leuten sucht, die sich verantwortlich fühlen und sich mit denen zusammensetzt. Dass man denen keinen Spaten in die Hand drückt, ist klar.
Aber ich hätte mir gewünscht, dass man jemanden befragt, der diesen Trail fühlen kann und der dann sagt, wie man ihn hätte shapen sollen.