So schön kann die Dunkelheit sein
Als die Bilder entstanden sind, habe ich häufig die Lo-Fi Beats Playlist auf Spotify gehört. Wie auch bei meinem Aufmacher-Bild, oben zusehen. Dabei habe ich die In-Ear Kopfhörer drin, eine wärmende Maske über den Ohren und eine Brille auf der Nase. Der Helm sitzt und die Jacke ist hochgeschlossen. Um mich herum ist es kalt, aber mir ist schön warm. Ich habe schon Temperatur, weil ich schon 20 Minuten auf dem Rad unterwegs bin. Leise wummern die Beats in meine Ohren hinein, nicht aufdringlich umgarnen Sie meinen Verstand und an mir zieht langsam die industrielle Schönheit des Ruhrgebiets vorbei. Ich passiere das Steag Kraftwerk in Herne, wechsele die Kanalseite und dann komme ich wieder an den Rhein-Herne-Kanal zurück. Ein Kran verlädt Alu-Schrott auf eines der Schiffe und die Sonne geht auf. Es entsteht das oben gezeigte Foto.
Noch immer läuft die Lo-Fi Beats Playlist in meinen Kopfhörern, die Sonne macht Feierabend und verschwindet langsam am Horizont. Es kommt nun langsam die Zeit, in der man im Dunkeln zur Arbeit fährt und im Dunkeln wieder nach Hause muss. Jetzt spendiert uns das Wetter die schönsten Sonnenuntergänge schon zur Nachmittagszeit. Aber für mich ist das leider schon zu spät. Wenn ich aus dem Haus komme, ist die Sonne schon fast weg. Nur manchmal kann ich sie noch an der Grimberger Sichel, direkt neben dem Zoom in Gelsenkirchen, verabschieden.
Dunkelheit verfügt über eine ganz eigene Magie. Man erlebt seine Umgebung viel intensiver, wenn man sie nur mit Hilfe eines Scheinwerfers wahrnehmen kann. Wenn das Wetter schlecht ist, kann das auch zu einer Winterdepression führen, aber wenn der Himmel klar ist, ist es wunderbar. Die Schornsteine pusten Qualm in die Luft, welcher steil in den Himmel flieht. Es geht kein Luftzug und man ist geborgen in seiner Ausrüstung verpackt und vor Kälte geschützt.
Am Rhein-Herne-Kanal, wo einen morgens noch die Sonne empfangen hat, hat nun die Nacht Einzug gehalten. Ich halte kurz inne und schieße dieses Foto in der Nähe der alten Schleuse Wanne-Eickel.
Auf dem Heimweg geht es auf die Zielgerade. Immer am Kanal entlang, passiere ich auch wieder das Steag Kraftwerk in Herne. Die riesigen Kühltürme linsen durch die blätterverlierenden Bäume und reflektieren etwas Licht der Scheinwerfer, welche auf dem Gelände für Ordnung sorgen. Ich unterbreche meine Fahrt, denn hier stehen die Bäume sehr schön. Ich blende meinen Chinakracher auf und es erschließt sich mit das oben gezeigte Bild. Ich positioniere die GoPro, wähle den Nachtaufnahme Modus und warte auf die Bestätigung der Kamera, dass sie ihre Arbeit vollbracht hat.
Auf meinem Weg passiere ich auch den Stadthafen in Recklinghausen. Start und Ziel diverser Haldentouren und Ausfahrten. Ein Platz voller guter Erinnerungen. Der alte Verlade Krahn ist beleuchtet und die Hafenmauer ist besprüht. Zeit ein kleines Foto zu machen.
Täglicher Weg, anderes Bike. Mit meinem Rotwild mache ich die meisten Kilometer im Jahr und so habe ich eine ganze besondere Beziehung zu diesem Hardtail. An diesem Abend erregt die Eisenbahnbrücke, gleich neben der A43, unsere Aufmerksamkeit, als sie langsam aus der Dunkelheit in das Scheinwerferlicht meines Chinakrachers rückt. Hier muss man gewöhnlich etwas Schwung nehmen, den Hintern hoch und die Unebenheiten wegdrücken, welche sich unter der Brücke befinden. Steter Tropfen höhlt den Stein, sagt man. Gleiches passiert hier, denn unzählige Regentropfen formten den Weg unter der Brücke. Doch heute wollen wir dieser Passage etwas mehr Aufmerksamkeit widmen, heute machen wir ein Foto. Ich positioniere mein Bike an dem Geländer, stelle die GoPro ein und schieße dieses Foto.
Mehr Brücken als Amsterdam, so sagte einst ein guter Freund auf einer Haldentour zu mir. Ich muss immer daran denken, wenn ich diese Brücke passiere. Nur heute nehme ich mir einen Moment Zeit und versuche die Brücke kunstvoll einzufangen. Die Lichter brennen in der Langzeitbelichtung und die unterschiedlichen Farben von Chinakracher und Brückenbeleuchtung sorgen für eine eigene Stimmung.
Das soll es fürs erste gewesen sein. Ich hoffe, ich konnte ein paar Emotionen transportieren. Gerne möchte ich Dich zu einer Diskussion einladen. Schreib mir doch in die Kommentare, was Du von den Fotos hältst und was Du zusehen bekommst, wenn du zur Arbeit fährst.