Die Sache mit der Freude

Es ist schon fast wieder Ende April und ich komme einfach nicht in die Gänge, wie man hier so schön sagt. Seit September 2023 fühle ich mich in einer Art Dauerbelastung gefangen, die von schlechtem Wetter, schlechten Nachrichten und gesundheitlichen Problemen geprägt ist. Und ja, ich bin mir bewusst, dass meine “Probleme” vermutlich nur Luxusprobleme sind und andere Menschen echte Sorgen haben. Aber jeder definiert seine Schmerzgrenze nun mal individuell, und deshalb sind einem die eigenen Herausforderungen vielleicht näher als die anderer.

Am komm, ey!

Ich will nicht aufzählen, was mich beschäftigt, das gehört nicht ins Internet. Fakt ist aber, all die vielen Sorgen und Probleme drücken mir so sehr auf die Stimmung, dass ich momentan kreativ gehemmt bin, keine Lust auf Content habe und was noch viel schlimmer ist: Nicht aufs Rad komme.

Zeit und Wetter erlauben es mir derzeit nicht, unser Lieblingshobby so auszuleben, wie ich es gerne würde. Im Moment befinde ich mich eigentlich in der besten Phase meines Lebens: Ich habe einen sicheren Job, einen schönen Fuhrpark und gute, flexible Arbeitszeiten und dennoch kann ich diese Möglichkeiten nicht nutzen

Wenn ich Glück habe, reicht es im Moment immerhin für eine Feierabendrunde durch die Nachbarschaft. Aber das macht auf Dauer auch nicht glücklich.

Kill your darlings

Mir gingen textbasierte Netzwerke in letzter Zeit so mächtig auf den Sack. Twitter, was zu X wurde, Bluesky und zuletzt auch Threads. Was für eine Zeitverschwendung. Twitter habe ich geliebt. Früher! Auf diversen Accounts habe ich so viele tolle andere Accounts kennengelernt, das war ne super Zeit. Damals noch viel Fußball, später Film und Fernsehen, Technik, Fotografie, das war super.

Dann zogen Hass, Hetze und Radikalität ein. Meine ach so geliebte Fahrrad-Bubble radikalisierte sich, und plötzlich waren sogar Sport-Accounts schon morgens dabei, YouTube-Videos von Leuten zu reposten, die auf dem Weg zur Arbeit beinahe überfahren worden wären. Klar, die Verkehrswende ist ein Thema, dem auch ich mich verschrieben habe, aber in diesen Netzwerken scheint man Empörungsabzeichen und Shitstorm-Badges zu sammeln und daher aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen.

Als Musk dann Twitter übernahm und dem Hass wieder Tür und Tor öffnete, war das nicht mehr mein Netzwerk. Zu Bluesky geflüchtet fand ich schnell eine Menge Leute wieder, die ich von früher kannte. Aber die Themen zogen mit uns um und schon bald war auch Bluesky ein Platz der Empörung.

In Threads habe ich dann keine große Mühe investiert. So wie mir ging es vielen Accounts, die auf Insta sehr kreativ und reichweitenstark waren. Sie wussten nichts mit Threads anzufangen und posteten einfach die Fotos, die sie auch in ihrem Feed veröffentlichten.

Also entschloss ich mich, diesen Netzwerken den Rücken zu kehren und meinen Twitter-, Bluesky- und Threads-Accounts den Laufpass zu geben und sie in den Müll zu werfen.

Damit geht es mir besser.

I miss you

Mir fehlt mein Podcast, Halden und Helden.

Ich habe es immer sehr genossen, Leute zu interviewen und ihre Geschichten zu hören. Doch wie bei jeder guten Show muss Regelmäßigkeit her, damit Zuhörer kommen und der Podcast interessant für Gäste bleibt. Und jeder Gast verdient meine volle Aufmerksamkeit, was Vorabrecherche, Vorgespräche und dann natürlich eine Aufnahme bedeutet. Anschließend folgen die Nacharbeiten und die Veröffentlichung. Das frisst Zeit und Energie, beides habe ich aktuell nicht. Ich will nicht ausschließen, dass ich irgendwann wieder das Mikro vor mein Gesicht halte und eine neue Folge aufnehme, aber im Moment wohl eher nicht.

Mir fehlen meine YouTube-Videos.

Videos zu machen, hat mir immer richtig viel Spaß gemacht. Touren fahren, Dinge ausprobieren, das Ganze filmisch festhalten und dann schneiden, vertonen und veröffentlichen – das hat immer richtig viel Spaß gemacht. Wenn dann noch eine gewisse Reichweite erreicht wurde und Leute mochten, was ich gefilmt habe, und darauf Feedback gegeben haben, das war das Größte!

Dabei habe ich nie darauf abgezielt, in die Top-Liga von YouTubern zu kommen oder das in Vollzeit zu machen. Aber im Moment liegt es brach, aus Zeit- und Motivationsgründen. Die Regelmäßigkeit killt mich, die Verpflichtung zu liefern, damit der Algorithmus mich nicht vergisst, und damit meine Kunst andere Leute erreicht, das frisst Zeit und Energie, die ich derzeit einfach nicht habe.

Außerdem verändert sich YouTube aktuell in eine Richtung, die mir nicht mehr gefällt. Alle visuellen Netzwerke entwickeln sich in Richtung TikTok, ein Netzwerk, mit dem ich überhaupt nichts anfangen kann. Denn TikTok ist die Hölle! Ja, die HÖLLE! Doomscrolling deluxe: Kurz mal reingeschaut, ZACK, 4 Stunden weg! Schrecklich!

Und was für ein Scheiß da viral geht. Leute, die sich Handyhüllen ans Ohr halten, um irgendwelche erfundenen Situationen zu spielen, Leute mit Geschirrtüchern auf dem Kopf, die Frauen darstellen wollen – das Video hooked dich in der ersten Sekunde nicht, ZACK, weggeswiped! Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs ist die Konsequenz, mangelnde Bereitschaft, sich auch mal ein 30-Minuten-Video anzusehen, und somit ein Schlag in die Fresse all derer, die mit Kreativität versuchen, ein Publikum zu unterhalten.

Ja und jetzt?

Ja, keine Ahnung. Ich würde ja gerne große Reden schwingen und ein großes Comeback ankündigen, weil ich schon 30 Folgen Podcast vorproduziert habe, 10 Videos auf Veröffentlichung warten und 100 neue Testberichte im Blog auf dich warten. Ich habe zwar das Material dafür liegen, aber einfach keine Kraft.

Wenn ich so darüber nachdenke, mache ich in diesem Jahr vielleicht einfach mal nichts. Ich schreibe nur, wenn ich schreiben will, ich filme nur, wenn ich filmen will, und wer weiß, wenn sich jemand für den Podcast findet, gibt es vielleicht auch mal eine neue Folge. Und wenn nicht? Dann eben nicht!

Es muss nicht immer alles Business sein, und ich muss auch nicht immer alles zum Business machen. Mein Leben ist gut, so wie es ist. Ich kenne viele tolle Leute, viele davon fahren Fahrrad, und viele davon kenne ich durch meine Präsenz als meinMTB.

Halten wir also fest: Das hier ist ein Hobby.