Endlich wieder Mittwochsrunde

Es hat nun fast 2 Jahre gedauert, bis ich endlich wieder eine Runde mit der Crew von der Mittwochsrunde fahren konnte. Vorausgegangen war ein Gespräch mit LarsderSteini, dem ich vollmundig meine Teilnahme versprach und dann natürlich auch liefern musste. Was war passiert?

Große Klappe und nicht nachgedacht

Pandemie, Bequemlichkeit, Winter und etwas weniger Interesse an meinem Enduro sorgen dafür, dass ich eine freiwillige, unfreiwillige Pause bei der Teilnahme der Mittwochsrunde gemacht habe. Aber das es nun fast 2 Jahre waren, hat mich dann doch überrascht.

In der Pandemie habe ich anscheinend verlernt, wie schön gemeinsame Touren sind und wie wichtig andere Menschen für das eigene Wohlbefinden sein können! Dazu kommt noch, dass Radfahren sowieso glücklich macht und als ich dann am Sonntag den Lars auf dem Youngtimer Festival in Herten traf, ging unser Thema unweigerlich in Richtung Mittwochsrunde und den gemeinsamen Wunsch, endlich mal wieder gemeinsam zu fahren.

Und dann fing ich an zu schwärmen und quatsche mich um Kopf und Kragen! “Ich weiß gar nicht, wieso ich so lange nicht bei der Tour dabei war!” schwadronierte ich, “Es gibt eigentlich keine Ausreden, Mittwoch nicht dabei zu sein…”, fuhr ich fort, “LARS, nagel mich fest, ich mache das möglich und bin Mittwoch auf jeden Fall dabei!”, war mein abschließender Satz.

Auf dem Heimweg grübelte ich so vor mich hin. “Was in aller Welt hielt mich die letzten Jahre ab?” Und dann ist es mir wieder eingefallen! Mittwochs muss ich wieder ins Büro! Stimmt! Mit Abnehmen der Gefahr durch die Pandemie haben wir uns dazu entschlossen, wieder 1x die Woche das Homeoffice zu verlassen und ins Büro zu reisen!

Das hatte ich total vergessen! Und nach der Arbeit, mit Notebook im Rucksack, damit fährt es sich nicht so entspannt auf den Trail von Hoheward und Hoppenbruch! Außerdem arbeite ich bis 17 Uhr und wenn wir um 18 Uhr starten wollen, war das schon immer ne knappe Kiste!

Aber damals stand ich einfach noch besser im Saft, daher waren 30 km bis zum Start der Runde damals absolut kein Thema, was heute aufgrund mangelnder Radfahrroutine schon ne Herausforderung ist.

Egal, ich musste liefern!

Erste Etappe – Bike 2 Work

Mittwochmorgen, 7:42 Uhr, fett verpennt und 7 °C vor der Tür. Immerhin stand die Sonne am Himmel, aber seien wir ehrlich, ich bin schon besser in den Tag gestartet. Rauf auf das Enduro und ab in Richtung Wattenscheid.

Technische Probleme

Ich hatte kürzlich erst meine Kassette am Enduro gewechselt, weil sie einfach mittlerweile runter war. Soweit so unspektakulär. Dummerweise hatte ich vorher an der Feineinstellung herumgefummelt und mir so die Schaltung verstellt. Auf dem Montageständer hörte sich die Schaltung eigentlich wieder smooth an, auf dem Weg merkte ich aber schon, der ein oder andere Gang wollte nicht so richtig rein. Bis zu meinem Ziel hatte ich das beste Feintuning dann auch noch nicht gefunden, was mich jetzt nicht so happy machte. Da muss ich später nochmal ran.

Ruhrpottromantik an jeder Ecke

Weil die Zeit etwas drängte und ich wusste, was mir später noch blühen würde, entschied ich mich, die Bike2Work Tour etwas abzukürzen und ersparte mir die Grimberger Sichel. Mein Weg führte mich nun aber in Richtung Unser Fritz, wo mir diese alte “Grill” auffiel.

Grill oder Imbiss. Das sagt hier eigentlich niemand. Bei uns ist das eine Pommesbude! Oft betrieben von Damen im besten Alter, gekleidet mit weißem Kittel und Latschen. In der Auslage panierte Schnitzel, auf dem Grillrost, fertige Bratwürstchen in Wartestellung, warmgehalten bis der Kunde sie will und Pommes in der Schublade unter der Fritteuse, sowie ein Spielautomat an der Wand.

Wenn Du jetzt auch Bilder im Kopf hast und das Geräusch vom Mayo-Zapfhahn im Ohr, bist Du ein Kind des Ruhrgebiets.

Und nach 19,41 Kilometern war ich dann da. Am Fuße der Halde Rheinelbe, wo ich ganz in der Nähe arbeite. Mir war klar, zu Mittag brauche ich Kohlehydrate, damit der Speicher zum Feierabend hin gefüllt ist und ich die Heimfahrt mit Ausfahrt überstehen werde!

Zweite Etappe – Ab zum Treffpunkt

Na und dann war Feierabend und es ging in Richtung Hoheward. Rund 13,5 km lagen vor mir und der Nordwest Wind wurde zum Nordwind. Eigentlich alles nicht der Rede wert, wenn ich nicht in Richtung Norden gemusst hätte!

Fahrradalltag

Aus Zeitgründen habe ich Tour erneut etwas abgekürzt und bin durch Wanne durch. Dort erlebte ich etwas, was ich so schon lange nicht mehr erlebt hatte. Ich hielt an einer roten Fußgängerampel an, drückte auf den Anforderungskontakt und haarte der Dinge, die da kommen würden.

Ein anderer Radfahrer fuhrt dann an mir vorbei, direkt über rot! Scheiß Aktion! Ein Autofahrer, der für den anderen Radfahrer bremsen musste, hatte sein Beifahrerfenster unten und schrie in meine Richtung: “SCHEISS RADFAHRER!”

Joa, fand ich in diesem Fall auch! Aber warum der Kollege aber seinen Unmut an mir abbauen musste, ist mir schleierhaft. Okay, vielleicht weil ich grade greifbar war? Egal. Keine 5 Minuten später wurde mir dann die Vorfahrt von einem Autofahrer genommen, welcher beim Abbiegen nicht nach hinten geschaut hat. Die Lunte habe ich aber schon gerochen, bevor es wirklich gefährlich wurde.

Kommt nur mir das so vor, oder wird der Straßenverkehr immer schlimmer?

Dritte Etappe – Kaputtgespielt

Da war ich nun, endlich wieder Mittwochsrunde, endlich wieder Enduro, endlich wieder Hoheward und Hoppenbruch, endlich wieder Freunde und Freude am Mountainbiken! Klingt etwas übertrieben? Vielleicht, spiegelt aber meine Gefühlslage wider.

Und dann ging die wilde Reise los. Erst die Hoheward hoch, dann in den XC-Kurventrail, rüber zum Nussknacker, ab zur Verladestation und dann rüber zur Hoppenbruch. Hier hat sich ja echt ne Menge geändert. Ich habe fast nichts wiedererkannt! War ich echt so lange nicht hier? Muss wohl!

Würstchenbude auf Hoheward

Lachen musste wir, als wir oben auf Hoheward waren und da ein Dixiklo stand. Ich sage ja immer, dass wenn die YouTube-Millionen endlich fließen, ich die Halde kaufe, das Observatorium reparieren und eine Würstchenbude aufstellen lasse, aber das ist nicht, was ich mit Würstchenbude gemeint habe!

Akku leer auf Hoppenbruch

Auf Hoppenbruch ging es zunächst rauf in den Bikepark, von welchem aus wir in die Freeride starteten. Die Jungs sind am Starthügel gestartet, ich hab mir das Treiben vom Bikepark aus angesehen und dann ging es rauf auf die Freeride. Ein paar neue Elemente sind dazugekommen, die haben mich teils überrascht.

Alle sehr schön gebaut, jedoch sorgte der Sprung durch die Bäume bei mir für etwas Irritation. Irgendwie hatte ich die Anfahrt weicher in Erinnerung. Egal, ich bin da irgendwie durch gekommen und finde auch die beiden neuen Anlieger am Ende der Freeride gut gelungen. Schön gemacht, FRC!

Nach etwas Manöverkritik ging es dann wieder hoch und spätestens jetzt merkte ich, mein Akku ist fast leer. Ich brauchte hier schon 1 – 2 Pausen, bis wir wieder oben am Bikepark angekommen sind. Dann ging es rüber zur Jumpline.

Hier hat sich ja mit am meisten verändert. Ich war verblüfft! Große Table, andere Absprünge, andere Landungen uijuijui, ich wurde vorbereitet, hab es aber ruhig angehen lassen und hab die Strecke eigentlich nur abgerollt.

Jetzt noch der Singletrail? Puh, ey, eigentlich bin ich fertig gewesen. Aber die Euphorie beflügelte mich und so sagte ich zu. Wir mussten aber dafür wieder hoch zum Bikepark. WIEDER! Ich kapitulierte und musste ein paar mal schieben.

Keine letzte Abfahrt

Auch wenn sich das jetzt so liest, als sei ich total fertig und ausgebrannt gewesen, für den Moment war das vielleicht auch so. Aber die Regenerationsphase ist bei mir doch relativ schnell, ganz so untrainiert bin ich dann doch nicht. Und wenn ich nur den Haus eines Zweifels gehabt hätte, nicht konzentriert bei der Sache zu sein, wäre ich keinen Meter mehr gefahren.

Die Jungs haben mich aber nach und nach einfach kaputtgespielt. Bei den Abfahrten war ich hellwach und fokussiert, aber beim Uphill war der Akku leer. Singletrail und ich, das passte noch nie richtig zusammen. Diesmal ging er mir aber eigentlich recht gut von der Hand.

Ich folgte David durch den Singletrail, fuhrt über die neuen Steinfelder, stellte fest, dass ich doch mehr springen kann, als ich dachte und hatte wieder kleine Probleme mit der Streckenführung.

Unten angekommen kam dann die Fragen: “Haben wir fertig?” Ja. Ich war fertig.

Also ging es dann wieder zurück zum Doncaster Platz, wo Lars meinen Rucksack im Auto deponiert hatte. Alles in allem waren wir nur knapp 12,8 Kilometer auf den Trails unterwegs und haben dabei 250 Höhenmeter gesammelt.

Vierte Etappe – Ab nach Hause

Nachdem wir uns von Lars verabschiedet hatten, machten sich David und ich auf den Weg nach Hause. Das waren dann nochmal rund 8,8 km für mich, die mir aber recht gut von der Hand gingen. Mit David quatschte ich dann noch über Gott und die Welt.

Am Ende des Tages war ich fix und fertig oben in unserer Wohnung angekommen. Kaputtgespielt, möchte ich das nennen, was mir heute widerfahren ist. Müde und glücklich stand ich in der Dusche und gönnte mir danach eine ganze Dose Ravioli.

Was bleibt am Ende über?

Zum einen die Erkenntnis, dass ich dringend mehr Zeit auf dem Rad verbringen muss. Wie schon erwähnt, früher gingen mir diese Runden total locker von der Hand und schieben musste ich bei einer Mittwochsrunde eigentlich noch nie.

Zum anderen, wie wichtig es ist, gemeinsam mit anderen Leuten das Hobby zu praktizieren, welches mir so sehr am Herzen hängt. Dazu kommt noch, dass unsere Runde eine wirklich tolle Gruppe von lieben Menschen ist, die ich allesamt schon lange in mein Herz geschlossen und leider viel zu lange nicht mehr gesehen habe.

Ich muss mal schauen, wie ich das in Zukunft unter einen Hut bringen kann, Arbeit und die Mittwochsrunde. Aber wann immer ich mir “hach, keinen Bock” denke, sollte ich mir diesen Artikel durchlesen und mich wieder erinnern, wie schön die gemeinsame Zeit sein kann.